Vergesslichkeit
Was wollte ich gerade eben tun?
Woran das liegt? Forscher können sich dieses Phänomen erklären, schreibt Gunda Windmüller in der «Welt».
Es fühlt sich an, als wäre einem kurz der Stecker gezogen worden. Man steht mitten im Raum, blickt hilflos herum und bemerkt dann den Regenschirm in der rechten Hand. Aber warum man überhaupt vom Schreibtisch aufgestanden ist, was man im Schlafzimmer macht und warum man einen Regenschirm in der Hand hält?
Alles ein einziges Mysterium... Was steckt hinter der Instant-Vergesslichkeit? Stress oder Schusseligkeit, könnte man meinen. Doch Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein anderes Phänomen hinter diesem Erlebnis steckt. Der "Türrahmen-Effekt": "Durch Türen zu laufen, führt zu Vergessen."
Klingt wie ziemlicher Humbug, ist es aber nicht. So lautet sogar der Titel einer Studie von Psychologen der renommierten University of Notre Dame. Die Psychologen haben in einer Reihe von Experimenten untersucht, wie Instant-Vergesslichkeit funktioniert.
Und dabei stellte sich eben heraus, dass wir besonders vergesslich sind, wenn wir kurz vorher durch eine Tür gelaufen sind. Aber von vorne: Zunächst sollten die Teilnehmer an dem Experiment ein eigens kreiertes Computerspiel spielen.
Den Raum wechseln macht vergesslich
In dem Spiel ging es darum, Objekte von einem Tisch aufzunehmen, sie an einen anderen Ort zu bringen und von dort ein neues Objekt mitzunehmen. Manchmal war der nächste Halt im selben Raum, manchmal mussten die Teilnehmer auch virtuell durch eine Tür gehen, um ein neues Objekt zu holen.
Die Teilnehmer konnten das Objekt allerdings nur so lange sehen, bis sie es in der Hand hielten. Während sie damit herumliefen, war es für sie unsichtbar. Zwischendurch wurde das Spiel immer mal wieder unterbrochen und die Teilnehmer gefragt, welches Objekt sie gerade mit sich führten.
Und dabei stellte sich heraus, dass diejenigen, die gerade durch eine Tür gegangen waren, viel vergesslicher waren, als diejenigen, die sich noch im selben Raum aufhielten. Selbst wenn sie seit dem Wechsel des Objekts die gleiche Distanz überbrückt hatten. Der "Türrahmen-Effekt" zeigte sich auch in Tests, die in echten Räumen abgehalten wurden.
Im Rahmen dieser Tests mussten die Teilnehmer ebenfalls Objekte von Tisch zu Tisch tragen, die Objekte mussten bei jedem Wechsel in einer Schuhkiste versteckt werden. Und auch hier: Die Erinnerung war deutlich schlechter, sobald die Teilnehmer eine Tür durchlaufen hatten.
Gedächtnis orientiert sich an Ereignissen
Dieser Effekt könnte nun zwei Ursachen haben: Entweder ist das Durchschreiten einer Tür für die Vergesslichkeit verantwortlich oder der Aufenthalt in ein und demselben Raum hilft unserem Gedächtnis auf die Sprünge. Könnte es also sein, dass wir Erinnerungen mit spezifischen Räumen verknüpfen und sie vergessen, sobald wir diese Räume verlassen?
Um das zu überprüfen, setzten die Wissenschaftler erneut ein Videospiel-Experiment auf. Das Setting war das gleiche wie im ersten Spiel nur mit dem Unterschied, dass manche Teilnehmer diesmal durch mehrere Türen gingen und dadurch wieder im selben Raum landeten. Auch hier zeigte sich: Türen machen vergesslich.
So mysteriös dieser Effekt klingt, die Wissenschaftler haben eine ziemlich plausible Erklärung dafür. Sie gehen davon aus, dass sich unser Gedächtnis an Ereignissen orientiert. Das sogenannte "Event-Model". Dieses Modell organisiert unsere Erinnerungen stufenweise. Wir erinnern uns an gewisse Dinge, so lange kein neues Ereignis eintritt, das diese Information in den Hintergrund rückt.
Das ist fast so, als würde unser Gehirn entscheiden, eine Information für nicht mehr wichtig zu halten, sobald wir durch eine Tür treten: "Oh, neuer Raum. Dann kann ich die Info aus dem alten Raum ja beiseite legen." Sogar in Experimenten, in denen sich Teilnehmer nur vorstellen sollten, durch eine Tür zu schreiten, konnte der Effekt nachgewiesen werden.
Eine neue Umgebung erfordert neue Fähigkeiten und daher ist es am besten, sich auf die Informationen zu berufen, die gerade zur Hand sind. Diesen Effekt kennen wir auch aus anderen Situationen. Man unterhält sich mit einem Kollegen, dann fällt einem anderen Kollegen die Kaffeetasse aus der Hand und man hat schon vergessen, was man sagen wollte: "Wo war ich stehengeblieben?"
Oder man geht vom Schlafzimmer in die Küche, um endlich mal zu spülen, und kommt kurze Zeit später mit einer Schüssel Müsli zurück. Der Abwasch steht allerdings immer noch rum.
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