PFLEGEHELFENDE SRK
Yolanda Affolter erhält viel Wertschätzung
Interview: Katrin Schöni
Yolanda Affolter, Sie sind eine Quereinsteigerin in den Pflegeberuf. Weshalb haben Sie sich dazu entschlossen?
Als ich nach der obligatorischen Schule eine Lehre als Modeverkäuferin beginnen wollte, war ich mit 16 Jahren zu jung dafür. Im Zwischenjahr absolvierte ich ein Praktikum in der damaligen Schwesternhilfe. Später habe ich als Werbeassistentin und Spielgruppenleiterin gearbeitet. Vor rund zwei Jahren kam bei mir der Wunsch auf, mich ein weiteres Mal beruflich zu verändern. Aufgrund des früheren Prakti-kums war der Pflegebereich naheliegend.
Worin sehen Sie die Vorteile des Lehrgangs?
Als 54-Jährige wollte ich nicht eine mehrjährige Berufslehre absolvieren. Der Lehrgang Pflegehelfende SRK dauert vier Monate inklusive 15 Tage Praktikum. An zwei Tagen pro Woche besuchte ich den the-oretischen Unterricht beim Roten Kreuz Bern. Ich konnte weiterhin mit einem 10%-Pensum als Spiel-gruppenleiterin arbeiten und musste nicht gänzlich auf meine Hobbys verzichten. Die Lerninhalte sind zudem auf einer Online-Lernplattform zugänglich. Diese Ergänzung zum Präsenzunterricht war für mich hilfreich. Ich konnte das Gelernte immer wieder üben und verinnerlichen.
Was vom Gelernten ist wichtig im Pflegealltag?
Vor allem die praktischen Übungen. Zum Beispiel wie wir die Bewegungsabläufe unserer Patientinnen und Patienten unterstützen und erweitern können. Sei es beim Wechsel vom Rollstuhl ins Bett oder beim Gehen mit dem Rollator. Zum Lehrgang gehört auch ein Praktikum, das ich auch hier im Wohn- und Pflegeheim St. Niklaus absolviert habe. Als Vorbereitung auf das Praktikum waren die gemeinsa-men Übungen mit den Teilnehmenden des Lehrgangs optimal.
Pflegepersonal unter Zeitdruck
Wo sehen Sie die Herausforderungen?
Wir betreuen und pflegen hier rund 124 schwer pflegebedürftige Menschen. Da ist es nicht immer einfach, allen gerecht zu werden. Die knapp bemessene Zeit muss gut eingeteilt werden. Das gesamte Pflegepersonal steht unter grossem Zeitdruck, auch wir als Pflegehelfende. Unsere Aufgabe ist es, die noch vorhandenen Fähigkeiten unserer Bewohnenden zu erhalten, zu fördern und zu nutzen. Beispielsweise motivieren wir sie dazu, sich ohne fremde Hilfe anzuziehen und die Hemdknöpfe nach Möglichkeit selbst zu schliessen. Das braucht Geduld und die nötige Zeit. Zu meinem grossen Bedauern fehlt mir oft die Zeit für einen längeren Schwatz.
Auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern wird Flexibilität verlangt. Wir können einige Bewohnende erst am Nachmittag duschen oder waschen, sonst müsste unser Team am Morgen viel grösser sein. Dies gefällt nicht allen. Ich erkläre ihnen unsere Situation und bin immer wieder beeindruckt, wie verständnisvoll sie sind.
Was bereitet Freude bei der Arbeit und was gefällt Ihnen weniger?
Ich mag den strukturieren Arbeitsablauf und die Zusammenarbeit mit anderen Pflegenden. Meine Teamkolleginnen und -kollegen sind hilfsbereit und motiviert. Schwierig sind Situationen, wenn Bewohnende, meistens aufgrund einer Erkrankung, aggressiv und ausfällig werden. Zum Teil kann auch die Körperpflege unangenehm sein. Das muss man aushalten können.
Beitrag zur Grundpflege
Was motiviert Sie trotzdem?
Die Wertschätzung und Dankbarkeit, welche mir die betreuten Menschen zurückgeben, sind unbezahlbar. Oft bin ich der erste Kontakt am Morgen. Es sind intensive Gespräche, ich bin ihre Vertraute. Eine Bewohnerin hat mich nach der Körperpflege in die Arme genommen und gesagt: «Du bist ein Schatz, nun fühle ich mich wie neu geboren!»
Wo sehen Sie sich in drei Jahren?
Ich hoffe, dass ich immer noch als Pflegehelfende SRK hier arbeiten werde. Denn ich empfinde meine Arbeit als sinnstiftend und dank der Teilzeitanstellung kann ich weiterhin mit einem kleinen Pensum als Spielgruppenleiterin arbeiten. Diese Tätigkeit mit kleinen Kindern ist eine gute Ergänzung.
Ihr Rat, wenn man einen Einstieg in die Pflege erwägt?
Ich kann den Lehrgang nur empfehlen. Pflegehelfende SRK leisten in Institutionen einen grossen Beitrag zur Grundpflege. Wir sind es, die mit unserer Lebenserfahrung den Bewohnerinnen und Bewohnern zuhören, wir arbeiten nahe an den Menschen. Auf diese Aufgabe hat uns der Lehrgang PH SRK optimal vorbereitet.
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