«Wir werden zu wenig gehört»

Die Generation 50plus muss sich lauter artikulieren. Der Medienkritiker der Neuen Zürcher Zeitung, Rainer Stadler, zum medialen Effort von 50PLUS.
Editorial, 50plus.ch-Geschäftsführer Peter Schürch, Tages-Anzeiger
Editorial von 50plus.ch-Geschäftsführer Peter Schürch in der Tages-Anzeiger-Beilage «50 plus» vom 18.2.2013. (Screenshot: Peter Röthlisberger)

Peter Schürch, einer der beiden Geschäftsführer des Kompetenzportals 50plus.ch, schrieb das Editorial in der Beilage 50plus - die Goldene Generation, die am 18. Februar dem Zürcher Tages-Anzeiger beilag:

«Manchmal, wenn ich morgens aufstehe, der Rücken etwas schmerzt, gehöre ich wirklich zum alten Eisen. Oder doch zum Silber, vielleicht sogar zum Gold? Jedenfalls Metall. Für unsere Generation haben weder Soziologen noch die Werbewirtschaft einen knackigen Begriff kreiert, mit dem alle zwischen 50 und 100 Jahren gemeint sind.

Das ist nicht verwunderlich, die Generation ab 50 ist zu vielfältig, nicht einfach auf einen Nenner zu bringen. Wir müssen uns deshalb mit verschiedenen Begriffsdefinitionen für unser Dasein abfinden. Ich gehöre mit meinen 55 Jahren beispielsweise zu den Silver Agers. Noch 10 Jahre lang, dann wechsle ich zu den Golden Agers.

Mich hat die Altersgruppe 50plus immer fasziniert. Weil sie immer grösser und bedeutender wird: Jeder zweite in der Schweiz ausgegebene Franken kommt von Menschen der Generation 50plus. Wir besitzen 75 Prozent aller Vermögenswerte. Bis 2030 wächst unser Anteil an der Bevölkerung auf 45 Prozent. Das Durchschnittsalter der Erben liegt heute schon bei 55 Jahren. In der Deutschschweiz sind über 1,7 Mio Menschen über 50 Jahre alt. Wir sind also eine Macht.

Aus diesem Grund kamen mein heutiger Geschäftspartner Peter Schäppi und ich auf die Idee, etwas für die Generation 50plus zu tun. Wir wollten eine Kommunikationsplattform aufbauen, auf der die 50plus alles erfahren, was für ihr Leben relevant ist. Dazu wollten wir auch dort nützlich sein, wo es für diese Generation schwierig wird: bei der Partnersuche, bei der Freizeitgestaltung.
Wir mussten unser Vorhaben nicht von Grund auf neu erfinden. Eine Seite für die 50plus gab es nämlich schon. 1998 hat der Pionier in diesem Thema, Hans Egger, das Portal www.fifty-plus.ch aufgeschaltet. Wir haben seine Firma im vergangenen Sommer übernommen und führen sein Werk weiter, allerdings stark ausgebaut.

Seit November 2012 bietet das Portal mit dem neuen Namen www.50plus.ch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen aktueller Information, Unterhaltung und attraktiven Werbeangeboten für die Nutzer. Bereits jetzt ist www.50plus.ch mit ihrem Claim "mehr vom Leben" die führende und grösste Informationsplattform für Menschen der Generation 50plus. Die Babyboomer-Generation findet bei uns alles, was sie mit ihrer vielen Zeit, dem angesparten Vermögen und ihrer guten Gesundheit wissen und konsumieren will: Seriöse Informationen zu Liebe und Sex nach 50, die Beziehung zum Partner und den Mitmenschen, den Umgang mit Kindern und Enkeln, die Suche nach dem Sinn des Lebens, den gut organisierten Lebensabend, die wichtigen Zeitungen, Bücher, Apps für unsere Altersgruppe, alles über Gesundheit, Fitness, Medizin, Wohlbefinden, Reisen, die Pensionierung, Versicherungen, Finanzen, Hypotheken, Erbe, Arbeit, Nachfolgeregelung, lebenslanges Lernen, die schönen Seiten des Lebens und Klatsch und Tratsch aus der 50plus-Prominentenwelt.

Dazu schreiben Fachexperten regelmässig Kolumnen zu aktuellen 50plus-Themen. Spannende Persönlichkeiten über 50 äussern sich in Interviews zu ihren Plänen und schauen retour auf ihr Leben, so wie wir alle es ab einem bestimmten Alter tun.

Wir von der Generation 50plus warten nicht mehr im Lehnstuhl, bis die Tagesschau kommt. Wir gehen in die Welt hinaus, wollen etwas erleben.Ich weiss aus eigener Erfahrung und von vielen Gesprächen mit Gleichaltrigen, dass es nicht mehr ganz einfach ist, einen Partner zu finden. Die eigenen Ansprüche, die Ansprüche des Gegenübers ... Wir wissen, wo man am erfolgreichsten sucht und helfen dabei. Wir haben deshalb auch die Plattform www.date50.ch aufgeschaltet, auf der man kostenlos eine Freundschaft aufbauen kann oder gar einen Partner fürs Leben findet.

Und damit es dann auch in der freien Zeit nie langweilig wird, ob mit oder ohne Partner, gibt es bei uns auch noch den Freizeitclub Fifty-plus, dessen Präsident ich bin. Unser Programm ist vielfältig und attraktiv. Vergewissern Sie sich selbst bei einem Besuch auf unserer Website.

Lesen Sie jetzt aber erst die spannend und vielschichtig konzipierte 50+-Beilage, die Sie in Ihren Händen halten. Mit den Themen, die uns interessieren: Trendsportart Golf; die richtige Vorbereitung Ihres Gartens auf den Frühling; Anti-Aging-Produkte für den Mann; Gehörhilfen, die ohne Scham getragen werden können und viel andere spannende Artikel mehr.

Ganz klar, die Generation 50plus liegt mir am Herzen. Für uns gab es bisher weder eine starke Lobby, noch einen starker Webauftritt. Die Generation 50plus wird bis heute zu wenig gehört. Das wollen wir ändern.»

Mit herzlichem Gruss
Peter Schürch, Geschäftsführer www.50plus.ch

Der Medienkritiker der Neuen Zürcher Zeitung, Rainer Stadler, schreibt zum medialen Effort von 50plus in der Ausgabe vom 19. Februar:

«Am Schluss kommt 50 plus. Zumindest eines wird jedem geschenkt: das Älterwerden. Gegen allfällige Verfallserscheinungen hat die Volksweisheit - im Online-Jargon heisst das "wisdom of the crowd" - ein Allheilmittel entwickelt: Man ist so alt, wie man sich fühlt.
Die Medienbranche sieht das etwas anders. Wenn die Fernsehsender morgens ihre Erfolgsmeldungen zu den Einschaltquoten verschicken, tun sie das auf der Basis klarer Kriterien: Als jung gilt, wer zwischen 14 und 49 Jahre alt ist. Vorher ist manoffenbar ein Baby, und danach kommt "50 plus".

Derzeit bauen deutsche Privatsender Sonderangebote für diese wachsende "goldene Generation" auf, deren kommerzielles Potenzial sie nun entdeckt haben. Dieses können sie inzwischen einfachererschliessen, weil die Digitalisierung des Fernsehmarkts der Angebotsausweitung kaum noch Grenzen setzt.

Vor einem Monat ging als Pionier Sat 1 Gold an den Start, ein Kanal für die "reife Frau" ab 49 - diese Gruppe steht im Ruf, das Fernsehen fleissig zu nutzen. Hohe Marktanteile sind damit wohl kaum zuholen, aber dank Zweitverwertung des Programmarchivs im Mutterhaus kann man die Kosten relativ tiefhalten.

Am Montag erschien in der hiesigen Tagespresse eine kommerzielle Themenbeilage mit dem Obertitel "50 plus. Die goldene Generation". Auf der Frontseite posiert gross Peach Weber, gekleidet als Blödel-Tourist, dazu die Schlagzeile: "Ich habe keine Panik vor dem Altern". Beim Leser könnte das wie Pfeifen im dunklen Wald ankommen.

Neben dem Kopf des Komikers verspricht die Beilage: "Gut hören: Dezente Hörhilfen". Unten steht: "Anti-Aging. Männer ziehen nach". Im Artikel weiter hinten heisst es dann: "Mehr Männer sagen dem Alter den Kampf an." Dies täten im Übrigen nicht nur über 50-Jährige.
Tröstend hält dazu ein Schönheitsinstitut in einer Selbstempfehlung fest: Schon ab dem 25. Lebensjahrgeht's abwärts - es drohen Tränensäcke, starke Lachfalten, hängende Bäckchen. Ein weiteres Instituthilft mit Gesichts-, Lid- und Bruststraffung, Body-Lifting und Fettabsaugung. Mit 50 plus beginnt offenbarein Gemetzel. Und dann noch das Inserat einer Firma, die eine "wertschätzende Trennungskultur" pflegt,die also Outplacement betreibt, oder zu Deutsch: Sie vermittelt Personen ab 50, die in Betriebenüberzählig geworden sind, neue Beschäftigungsmöglichkeiten.

Das bisher Erwähnte ist leicht tendenziös zitiert, denn die Beilage enthält ebenso Empfehlungen für denKauf von erfreulicheren Produkten wie Sprachkursen, Golfreisen oder Sonnenbrillen. Allerdings steckt indieser Themenmischung unter dem Slogan "Goldene Generation" unfreiwillige Ironie. Vielleicht muss man die Beilage als Fitnesstest interpretieren. Wer nach der Lektüre keine der genannten Dienstleistungen beanspruchen will, darf sich weiter zur Generation 50 minus zählen.»


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