Städtereise
Dies bietet Amsterdam im Winter
Noch hat die Coronakrise die Europäer am Wickel und von Reisen ins Ausland wird abgeraten. Doch mit den Impfstoffen und der wärmeren Jahreszeit ist auch die Tourismusbranche guter Hoffnung, dass das Reisen wieder attraktiver wird.
Holland ist immer einen Trip wert und besonders die Hauptstadt wuchert mit ihren Schönheiten. Die Stadt der Grachten, Tulpen und Fahrräder bietet viele Hotspots. Eine besondere Attraktion sind die gemütlichen Coffeeshops in Amsterdam, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Dabei führt der Name in die Irre. Sicher kann man im Coffeeshop auch Kaffee bestellen. Aber diese Art von Etablissement ist berühmt für ein ganz anderes Genussmittel. Hier kann jeder, der an der Cannabiskultur interessiert ist, seine kleine Entspannungszigarette rauchen, ohne dass die Staatsmacht Gewehr bei Fuss steht. Dies ist einerseits der Offenheit der Niederländer geschuldet, hat aber seine Ursachen in der Geschichte des Pflanzenanbaus, die eng mit dem früheren Seefahrervolk verbunden ist.
Stadtverwaltung denkt über Gesetzesreglung nach
2019, also vor Corona, zählte die Metropole mit ihren 850.000 Einwohnern über 15 Millionen Touristen. Seit gut 50 Jahren ist Amsterdam ein Paradies für Kiffer und auch viele Deutsche nutzen die kurzen Wege und machen einen Abstecher in die Grachtenmetropole. Denn hier kann jeder über 18 Jahre legal Marihuana, Samen, Haschisch und Gras kaufen und auch konsumieren.
Die Kehrseite der Medaille dieser immensen Tourismusströme ist eine andauernde Überlastung der städtischen Infrastruktur. So wurden im Januar letzten Jahres erste Stimmen laut, welche an eine Eindämmung dachten. Die Kurzzeittouristen machen den Wohnungsmarkt mit ihrer Nachfrage für Airbnb kaputt und die Strassen sind andauernd verstopft. Deshalb denkt die Bürgermeisterin darüber nach, für ausländische Touristen den Zugang zu den Coffeeshops zu beschränken. Damit soll wenigstens der Zustrom an Cannabistouristen eingedämmt werden, damit das Stadtbild entlastet wird. Für holländische Kiffer soll das Verbot nicht gelten. Diese sollen eine Art Club-Ausweis erhalten, der den Zugang erlaubt. Dabei wird von Seiten der Stadtoberen betont, dass es nicht um ein totales Verbot gehe, sondern nur um die Auswüchse des Tourismus. Allerdings muss das Stadtparlament noch zustimmen, die Abstimmung wird in Kürze erwartet.
Duldungspolitik entkriminalisiert die Szene
Die Niederlande haben eine traditionsreiche Geschichte, die mit dem Anbau von Nutzpflanzen eng verbunden ist. Neben Tulpen und Tomaten ist es vor allem hochwertiger Hanf, der in den riesigen Gewächshäusern gezogen wird. Die holländischen Samenbanken haben einen exzellenten Ruf in der Welt und die Coffeeshops bilden die Verkaufsstellen für die Ware.
Auftrieb bekam der Prozess Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Der Vietnamkrieg war beendet und nach dem Abzug der GI´s suchten chinesische Drogenhändler neue Märkte. Fündig wurden sie in Amsterdam, wo sich eine Art Chinatown entwickelt hatte. Die Stadt war damals schon für ihren Liberalismus bekannt und so überfluteten chinesische Einwanderer die holländische Kapitale. In ihren Koffern brachten sie tonnenweise billige Drogen mit und schon bald entwickelte sich Amsterdam zur Heroinhochburg, bekannt durch seine vielen Drogentoten aufgrund minderwertigen Stoffs. Damals reagierte die Stadtverwaltung mit einer weiteren Liberalisierung. Cannabis wurde dem Tabak und dem Alkohol als weiche Droge gleichgesetzt und entkriminalisiert. Die Jugendlichen sollten lieber Joints rauchen anstatt sich Heroin zu spritzen. Gleichzeitig konnten sich die Ordnungskräfte auf die harten Drogen konzentrieren. Mit dieser heute „Duldungspolitik“ genannten Massnahme wurde der Kriminalität Einhalt geboten.
Stimmen gegen das Verbot
Amsterdam selbst hatte sich vor gut zehn Jahren übrigens erfolgreich gegen eine ähnliche Gesetzesvorlage aus Den Haag, hier ist der Regierungssitz der Niederlande beheimatet, gewehrt. Für Touristen auf Reisen blieb der Kauf und Konsum vor Ort legal. Allerdings musste dafür etwa ein Drittel der Coffeeshops schliessen.
Amsterdam erhielt eine Sondergenehmigung wegen des Arguments, dass ohne legalen Verkauf die Beschaffungskriminalität ansteigt und die Strassen von Dealern übervölkert werden. Auch heute ist dies die Leitlinie des Verbandes der Coffeeshop-Händler. Er warnt vor den negativen Folgen. „Leute wollen ihren Joint rauchen. Wenn das im Coffeeshop nicht geht, kaufen sie auf der Strasse“. Mit Spannung wird die anstehende Entscheidung des Stadtparlaments erwartet.
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