Vielliebe
Polyamorie wurde zum Gesellschaftsphänomen
Es ist ein Kunstwort, das eine neue Art zu leben beschreibt. Poly für viel und Amore für die Liebe sind die beiden Wortteile, die grob auch genau das beschreiben, um was es geht - um viel Liebe, besser gesagt um Intimität.
Während die Ehe in fast allen christlichen Ländern wie der heilige Gral sozialen Zusammenlebens behandelt wird, ist es für Männer in den meisten muslimischen Staaten problemlos möglich, mehrere Frauen zu heiraten.
Das ist in der christlichen Welt nur bei den Mormonen geläufig. Diese verkündeten 2014, ihr Gründer hätte 40 Frauen gesiegelt, womit im Sprachgebrauch der Sekte das Heiraten gemeint ist. Übrigens wurde dieses Recht früher nur Männern zugestanden.
Bei den modernen Mormonen des 21. Jahrhunderts dürfen auch Frauen mehrere Männer siegeln.
Arbeitswelt verantwortlich für Polyamorie?
Vielen Arbeitnehmern klingen bis heute die Worte von Merkel, Kohl, Dr. von der Leyen, Müntefering Clement oder dem quirligen Norbert Blum in den Ohren, die immer wieder und vehement mehr Mobilität gepredigt haben.
Das Resultat ist in der Deutschen Umzugsstatistik nachzulesen, der zur Folge jährlich 8,4 Millionen Haushalte umziehen. Für rund 1/4 davon bedeutet der Wohnungswechsel auch, ein neues Zuhause in einer völlig unbekannten Umgebung zu finden, weit entfernt vom bisherigen Leben.
Deutlich wird die Situation bei einem detaillierten Blick, denn 35,4 Prozent der Umziehenden sind Singles, 27,8 Prozent sind 2-Personen-Haushalte. Betroffen sind mit 43% Menschen im Alter von 20-40 Jahren und 25% sind zwischen 41 und 49 Jahre alt. Damit ist mit nahezu 75% exakt die Gruppe der Personen von einem Umzug betroffen, die in den Arbeitsmarkt eingebunden sind.
Beziehung aufbauen an fremden Orten
Die renommierte Zeitung Die Welt vermeldete: "Einsamkeit ist kein Altersphänomen"! Das bestätigen auch die Statistiken des Bundesregierung. Demnach fühlen sich rund 14% der Menschen zwischen 21 und 49 Jahren regelmässig einsam.
In der Folge hat sich die Polyamorie als Lebensstil entwickelt, was auch durch spezielle Poly-Apps und Poly-Speed Treffen forciert wird.
Was ist Polyamorie eigentlich?
Bei dieser Art zu leben pflegt ein Mensch eine offene partnerschaftliche Beziehung zu mehr als einem Menschen, meist zu vier bis sechs Partnern. Dabei ist nicht die Rede von Liebe.
Es geht einfach darum, zusammen mit der jeweiligen Person eine stressfreie, unbeschwerte kurze Zeit zu verbringen, Intimität und Spass zu haben - alles unverbindlich und ohne Beziehungsdramen - so die Theorie.
Die Polyamorie grenzt sich deutlich von der Polygamie ab, denn dabei werden mit einem oder mehreren Menschen Ehen eingegangen.
F+ - die "kleine" Polyamorie
Eine Art Vorstufe zur "Vielliebe" ist F+. Diese Kurzbezeichnung steht für Freundschaft Plus Sex. Verstehen sich zwei Menschen blendend, sind echte Freunde, kann dies dazu führen, dass sie ihre Beziehung erweitern, um miteinander intim zu sein.
Diese Kontakte beruhen aber ausschliesslich auf den Faktoren Spass und Vertrauen - nicht auf Liebe. Die Befürworter dieser künstlichen Beziehung führen an, dass die lästige Suche nach einem Partner fürs Bett und Leben entfällt, sie weiterhin das Singeldasein auskosten und sie sich auf den Spass konzentrieren können, ohne lästige Beziehungserwartungen erfüllen zu müssen.
Fazit: F+ und Polyamorie - ein Phänomen in allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen
Die um die Intimität erweiterte Freundschaft und der Lebensstil der Vielliebe ist inzwischen in allen gesellschaftlichen Gruppen zu finden, vermehrt aber bei Menschen mit höherem Bildungsniveau.
Neben den Berufstätigen im Alter von 20 bis 50 Jahren, werden beide Lebensarten vor allem bei Menschen 50-Plus immer beliebter. Kein Wunder, denn hier stieg die sogenannte Einsamkeitsquote gemäss Bundesregierung im Jahr 2018 um etwas mehr als 15%.