Wie Pensionierung und Scheidung zusammenhängen

Scheidungen nach 50 nehmen zu. Die Pensionierung ist ein Treiber dieser Tendenz. Einige Tipps, wie sie diesem Teufelskreis entgehen können.
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Nach der Pensionierung zuviel zuhause – und bald gar nicht mehr? (Bild: Fotolia)

Viele Paare sind nicht vorbereitet auf das, was nach der Pensionierung des Mannes oder der Frau mit ihrer Beziehung geschieht. Sie merken plötzlich, dass sie gar nicht mehr so viel gemeinsam haben, wie sie Jahre lang angenommen hatten, aber nie testen mussten, weil jeder einen grossen Teil des Alltags für sich bewältigte.

Unterschwellige Differenzen sind überdeckt von Stress bei der Arbeit und Kindererziehung. Für Männer, die sich pensionieren lassen, ist die Ehe eine gute Sache. Er hat eine gute Begleiterin, emotionalen Support und etwas Beständiges in seinem veränderten Leben. Zumindest, wenn seine Ehe gut ist.

Wenn das nicht so ist, werden Ehemann und Ehefrau ihr Zusammenleben noch schlimmer finden, nur schon wegen der doppelten Zeit, in der sie sich sehen. Die Gattin zuhause wird sogar manchmal als Grund angegeben, weshalb sich ein Arbeitnehmer noch nicht pensionieren lassen will.

Selbst wenn die Ehe gut ist, kann das plötzliche enge Zusammenleben stressig sein. Gleich nach der Pensionierung sieht es noch gut aus: Die meisten Eheleuten loben ihre neue Zweisamkeit und ihr intensiveres Sexleben und finden, ihre Beziehung habe Fortschritte gemacht.

Aber die zweiten Flitterwochen enden ziemlich abrupt, wenn einer der beiden wieder etwas mehr Freiheit anstrebt. Männer und Frauen in einer Beziehung haben ziemlich unterschiedliche Vorstellungen wie das Zusammenleben aussehen soll. Für sich individuell und als Paar. Die Ehefrau geht zum Beispiel davon aus, dass der Mann im Haushalt hilft, da er jetzt mehr Zeit hat.

Der Mann geht seinerseits davon aus, dass seine Frau seine Hobbies mit ihm teilt. Das führt zu Missverständnissen, Enttäuschung und Frust. Man fühlt sich vernachlässigt oder nicht ernst genommen. Frauen sind in der Regel die sozialeren Wesen als Männer. Sie haben sich in ihrer Zeit mit einem arbeitenden Gatten ein Umfeld von Freunden und Bekannten aufgebaut.

Wird der Mann pensioniert, wird er zum Anhängsel seiner Frau, wenn er kein eigenes Beziehungsnetz ausserhalb des Jobs aufgebaut hat. Will er aber gar nicht sozial involviert werden, kommt es zu Spannungen, weil er automatisch davon ausgeht, dass die Ehefrau am meisten Zeit mit ihm verbringen soll.

Was aber, wenn die Gattin das gar nicht will? Wenn sie sich wohler mit ihren Freundinnen und Bekannten fühlt? Die Frau fühlt sich eingeengt, bevormundet, wird wütend. Schliesslich mischen sich viele Pensionierte plötzlich in die Haushaltplanung ein, in die typische Domäne der Hausfrauen.

Die Frau hat aber ganz und gar nicht darum gebeten. Vor allem Männer in höheren Managementfunktionen tappen in diese Falle. Sie können niemanden mehr managen, also versuchen sie es mit Haus und Gattin. Viele Frauen ertragen das schlecht und verteidigen ihr Revier.

Generell gilt: Mit der Zeit und mit viel Übung lernen die pensionierten Männer besser, mit ihrer neuen Situation umzugehen. Sie beanspruchen ihre Frauen weniger, suchen sich ein eigenes Interessengebiet und lernen die Unabhängigkeit ihrer Frauen zu respektieren.

Die Ehe ist immer ein Kompromiss, ein Geben und Nehmen: Männer erwarten weniger, Frauen geben mehr von ihrer Zeit, als sie ursprünglich beabsichtigten. Viele aufkommende Probleme lassen sich lösen, wenn intensiv über die neue Co-Existenz gesprochen wird. Aber man muss es halt tun.

Vier weitere Ratschläge:

  • Sprechen Sie über ihre Erwartungen. Führen Sie einen Kalender, in den sie gemeinsame und separate Aktivitäten eintragen. So gibt es keine Überraschungen. Diskutieren Sie schon Monate vor der Pensionierung darüber, so dass jeder für sich überlegen kann, was er von sich selbst und dem Ehegatten erwartet. Jeder hat genug Zeit, Pläne zu schmieden. Der Mann muss beispielsweise wissen, ob seine Mitarbeit im Haushalt gefragt ist.
  • Behalten Sie Ihre eigenen Interessen und bewahren Sie sich separate Freundschaften: So kann jeder seine Identität behalten und seine eigene Entwicklung vorantreiben. Ausserdem haben Sie sich gegenseitig etwas zu erzählen, wenn Sie alleine etwas erleben.
  • Richten Sie zuhause separate Zonen ein: Jeder soll seinen eigenen Hobbykeller, sein Bastelzimmer haben. Es ist gut, sich an manchen Tagen stundenlang nicht zu sehen, so wie das die letzten Jahrzehnte immer war. Man geht sich viel weniger auf die Nerven, wenn man nicht das Gefühl hat, dass der andere in das eigene Leben eindringt und es bestimmen will.
  • Sie sind nicht alleine. Die meisten Eheleute, auch glückliche, sind mit genau diesen Problemen konfrontiert. Wenn man das weiss, kann man auch normaler damit umgehen. Zwischen ein bisschen Ärger und dem Entschluss, die Ehe aufzulösen, liegen immer noch Welten.

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