Hirnleistung
Namensgedächtnis: Wie heissen Sie nochmal?
Quizfrage: Wie viele Tiere von jeder Art nahm Moses mit auf die Arche?
Okay, das ist leicht: zwei. Nicht wahr? Sollten Sie jetzt keine Einwände haben, sind Sie der sogenannten Moses Illusion auf den Leim gegangen.
Denn laut Bibel war es nicht Moses, der die Arche baute, sondern Noah. Aber keine Sorge, der Fauxpas ist ein Klassiker. Das Phänomen der Moses Illusion wurde erstmals im Jahr 1981 beschrieben, von T.D. Erickson und M.E. Mattson.
Die Quintessenz: Namen, die eine semantische Ähnlichkeit aufweisen, verwechselt man leichter. Moses und Noah sind beide alt, männlich, haben einen Bart, vollbringen Wunder, entstammen dem Alten Testament - und ihre Namen haben jeweils zwei Silben und einen ähnlichen Klang.
Würde man Moses durch Adam ersetzen, schwindet der Effekt. Die Unterscheidbarkeit zwischen Noah und Adam ist deutlich grösser: Die biblische Figur des Adam verbinden wir ausdrücklich mit einem jungen Mann, assoziieren ihn mit Eva, dem Apfel und der Vertreibung aus dem Paradies.
Wenn wir Informationen verarbeiten, analysieren wir nicht jedes Wort bis ins Detail, sondern prüfen Informationen meist nur unvollständig und oberflächlich. Eigentlich ein Vorteil! Denn sonst kämen wir aus dem Faktencheck gar nicht mehr heraus.
«Ich sah, wie glücklich sie das machte»
Die oberflächliche Verarbeitung erlaubt es uns, schnell Lösungen zu suchen, Schlüsse zu ziehen, Entscheidungen zu treffen, insgesamt effektiver zu handeln. Aber sie bedeutet auch, dass wir uns Namen schlecht merken können. Im Grunde sind Namen nämlich nur "bedeutungslose Etikette, die für gewöhnlich nicht das Geringste über die Person aussagen, auf die sie verweisen".
So schreiben es Lise Abrams und Danielle Davis in einem aktuellen Beitrag für das Fachjournal "Current Directions in Psychological Science". Sie kommen in Experimenten zu dem Ergebnis, dass Namen leichter verwechselt werden, wenn sie ähnlich klingen, wenn ihre Träger biographische Charakteristika teilen oder ähnlich aussehen.
Für diejenigen, die verwechselt werden, dürfte das aber nur ein schwacher Trost sein. Und im Umkehrschluss heisst das: Menschen mit gutem Namensgedächtnis sind klar im Vorteil. Christian oder Christoph, Sophie oder Sylvie - wer genau weiss, wie derjenige heisst, da vor ihm steht, sammelt Pluspunkte.
Die US-Schauspielerin Joan Crawford sagte einst ihrer Biografin, sie habe das gezielt ausgenutzt und Menschen grundsätzlich mit ihrem Namen angesprochen: "Ich merkte, wie viel es den Leuten im Studio zu bedeuten schien, der Crew, jedem, sogar den Fans. Ich sah, wie glücklich sie das machte, und mich machte es glücklich zu wissen, dass ich in der Lage war, genau das zu tun."
Crawford sagte, sie erinnere sich "an Hunderte von Namen, vielleicht noch mehr; nicht, weil ich die natürliche Begabung hätte, ganz im Gegenteil. Ich glaube nicht, dass ich besonders gut darin bin, mir Namen zu merken, aber es erschien mir richtig, diese Anstrengung zu unternehmen".
Drei Tipps, wie Sie sich Namen merken:
- Aussprechen: Wiederholen Sie den Namen Ihrer neuen Bekanntschaft laut, sobald sie sich Ihnen vorgestellt hat. Etwa so: Schön, Sie kennenzulernen, Herr Schmidt. Sehr erfreut, Frau Klein.
- Aufschreiben: Schreiben Sie den neu gelernten Namen mehrmals auf ein Blatt Papier (zum Beispiel bei einem Telefongespräch) oder in Ihr Smartphone. Geschriebenes merken wir uns oftmals besser.
- Eselsbrücke bauen: An einen Mann mit dem Allerweltsnamen Schröder erinnern Sie sich leichter, wenn Sie bei ihm an den ehemaligen Kanzler denken.
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