Ende mit Schrecken
Weshalb eine Scheidung glücklich machen kann
Im Rückblick beschäftigt mehr die Frage, wieso man so lange ausgeharrt hatte.
2019 standen in der Schweiz rund 16’900 Eheleute vor dem Scheidungsrichter, während sich etwa 40’700 Paare das Ja-Wort gaben. Ähnlich verhält es sich in Deutschland, wo auf circa 410’000 Eheschliessungen etwas mehr als 162’000 Mal die Scheidung richterlich ausgesprochen wurde.
Erstaunlich ist, dass weniger als 1% der Paare bereits im ersten Jahr der Ehe erkannt hat, dass ihre Partnerschaft nicht funktionieren wird. Die meisten Scheidungsanträge werden im sechsten und im verflixten siebten Jahr gestellt. Währenddessen zeichnet sich ein Trend ab, denn vor allem Ehen mit einer Dauer von 15 Jahren und mehr werden mit steigernder Tendenz geschieden.
Wenn die Trennung der einzige Weg aus der Qual einer Ehe ist
Generell ist festzustellen, dass die meisten Paare den Weg zum Scheidungsanwalt viel zu spät suchen. Meist ist ein konkreter Anlass der Auslöser für eine Scheidung, darunter oftmals eine Affäre des Partners oder finanzieller Betrug, manchmal auch Gewalt. Eher selten ist die Trennung, bei der viele Kleinigkeiten das Fass zum Überlaufen gebracht haben.
Oftmals arrangieren sich die Partner, halten an der Ehe fest, obwohl diese bis in die Grundfesten zerrüttet ist. Gut 60% aller Ehen halten tatsächlich bis zum Lebensende. Allerdings schätzen Sozialexperten, dass über die Hälfte davon nur noch als Ehe auf dem Papier zu bezeichnen sind. Demnach wäre bei einem guten Viertel dieser Ehen eine Scheidung dringend angeraten, denn zumeist ist diese Lebensgemeinschaft eine seelische Qual für beide Eheleute.
Signale für eine gescheiterte Ehe erkennen
- Gespräche beschränken sich auf notwendige Sachlichkeiten.
- Intimität jeder Art ist nicht mehr vorhanden.
- Wenn es zur Gewalt kommt.
- Es ist keine Vertrauensbasis mehr vorhanden.
- Wenn ein Partner beginnt, Geld zu verstecken.
- Gleichgültigkeit gegenüber dem Partner wird offen zur Schau gestellt.
- Es kommt permanent zu Schuldzuweisungen für alle negativen Situationen oder Ereignisse, meist mit vollkommen absurden Argumenten.
- Der Partner wird bewusst und immer häufiger emotional verletzt.
- Ein Partner schmiedet Zukunftspläne ausschliesslich für sich selbst.
Eine Scheidung so schmerzfrei als möglich gestalten
Wer nicht den Mut hat, die Trennung und in der Folge die Scheidung einzuleiten, kann bei einem Paartherapeuten Hilfe finden. Notfalls ist es möglich, einen Konfliktberater um Beistand zu bitten. In fast allen Fällen ist eine sofortige räumliche Trennung angeraten.
Dabei hat sich gezeigt, dass diese Massnahme um so erfolgreicher ist, je grösser die Distanz ist. Soll die Ehe geschieden werden, sollten sich die Partner auf die Sachlichkeit im Ehescheidungsvertrag konzentrieren. Emotionale Ausbrüche, Schuldzuweisungen, Racheakte und andere gefühlsbetonte Handlungen verstärken in der Regel den Schmerz und führen in der Folge zu Selbstvorwürfen.
Wer sich aber mit möglichst wenig Emotionen durch einen Scheidungsprozess kämpft, nach nach dem Scheidungsurteil befreit aufatmen. Das macht den Weg in ein glückliches Leben frei, vielleicht mit einem neuen Partner.
Wann kann eine Paartherapie eine Ehe retten?
Es macht nur dann Sinn eine Paartherapie zu beginnen, wenn zwischen den Eheleuten eine Vertrauensbasis vorhanden ist und beide noch immer tiefe Gefühle füreinander empfinden. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die zur Ehekrise geführt haben. Dies herauszufinden, ist eine der wichtigsten Aufgaben des Therapeuten.
Wo finde ich Hilfe, wenn ich Angst vor meinem Ehepartner habe?
Es gibt in jeder grösseren Stadt Frauenhäuser, zu denen Männer keinen Zutritt haben und die die Anonymität der Bewohnerinnen garantieren. Im Zweifelsfall kann ein Strafantrag wegen Gewalt gegen den Ehepartner ein Ausweg sein. Ausserdem ist es möglich, eine einstweilige Verfügung bei Gericht zu erlangen, demnach sich der Partner einem selbst nicht nähern darf.
Wie funktioniert eine Vernunftehe ohne Liebe?
Paare haben sich das Ja-Wort gegeben, ohne jemals Liebe füreinander empfunden zu haben. Und diese Beziehungen können gut funktionieren. Es kommt darauf an, ob beide Eheleute ihre Vorteile aus der Verbindung ziehen können.
Ein klassisches Beispiel ist die junge, bildhübsche aber mittellose Frau, die einen mächtigen, reichen Mann heiratet. Sie kann ein Leben im Luxus geniessen. Er konzentriert sich auf seinen Beruf und hat eine repräsentative Begleiterin für offizielle Anlässe zur Verfügung.