HAUTPFLEGE
Welche Hausmittel helfen für eine schöne Haut?
Was meint der Schulmediziner dazu? Sarah Peters von der «Berliner Zeitung» hat nachgefragt.
Aus medizinischer Sicht ist eine Entfernung oft gar nicht notwendig. Dennoch entschliessen sich viele Betroffene, gegen ihre Warzen oder Altersflecken vorzugehen und probieren sich durch Empfehlungen wie Eigenurin gegen Warzen und Backpulver gegen Muttermale. Was nützen die Mittel aus dem Haushalt - oder sind sie sogar schädlich?
Prof. Stephan Grabbe, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Mainz, erklärt welche Wirkung die gängigen Hausmittel-Empfehlungen wirklich haben.
1. Warzen
Warzen werden durch unterschiedliche Typen des humanen Papillomvirus (HPV) hervorgerufen. Sie sind ansteckend und werden meist durch Körperkontakt übertragen. Warzen an sich sind völlig harmlos, wenn man sich jedoch daran stört, sollte man sie entfernen lassen. Wie man sie selbst entfernen kann, dafür hat das Internet einige Tipps parat.
Gerücht 1: Eigenurin
Klingt irgendwie fies, soll aber helfen. Durch die darin enthaltenen Substanzen soll Urin tatsächlich desinfizierend wirken, doch hat Eigenurin auch einen positiven Einfluss auf die Warzenerreger? Entscheidet man sich für die Anwendung mit Eigenurin, sollte der Mittelstrahl des Morgenurins genutzt werden. Einfach mit einem Behältnis auffangen und die Warze mit dem Morgenurin mehrmals täglich betupfen und einreiben.
Gerücht 2: Aloe Vera
Sie versorgt die Haut mit Feuchtigkeit, pflegt und wirkt gegen Keime. Dazu ist sie ein sanftes Hausmittel gegen eine Vielzahl von Hautproblemen wie beispielsweise Sonnenbrand. Wer Aloe Vera gegen Warzen einsetzten möchte, verwendet frische, geschälte Stücke der Blätter oder Aloe-Vera-Extrakt.
Zuerst sollte die Haut mit Wasser, Alkohol oder Desinfektionsmittel gereinigt werden, dann kann das Mittel der Wahl dick auf die Warze aufgetragen werden. Bei Bedarf sollte der Bereich mit einem Pflaster abgedeckt werden. Das kann man bis zu zweimal täglich machen.
Gerücht 3: Bananenschale
Bei dieser Methode wird ein kleines Stück Bananenschale mit der Innenseite nach unten mit einem Pflaster auf die Warze geklebt. Die Bananenschale kann über Nacht oder den ganzen Tag auf der Warze bleiben, muss aber täglich gewechselt werden.
Das sagt der Dermatologe dazu
«So wie Warzen kommen, verschwinden sie in aller Regel auch nach einiger Zeit wieder. So kommt es dazu, dass manche Menschen dann den Hausmitteln, die sie gegen die Warze verwendet haben, diesen Effekt zusprechen.
Dass Hausmittel einen Effekt haben, ist in keinster Weise gesichert. Eigenurin enthält zwar Harnstoff, der in der Dermatologie in vielen Cremes verwendet wird. Denn Harnstoff macht die Haut geschmeidiger und weicht Schuppen- und Hornstrukturen auf.
Da die Warze selbst eine Viruserkrankung ist, kann auch Harnstoff diese nicht bekämpfen. Auch mit Aloe Vera geht das nicht. Dass Bananenschalen gegen Warzen helfen sollen, habe ich noch nie gehört und kann mir auch nicht vorstellen, welchen Effekt sie haben sollen.»
So macht es der Dermatologe
Eine sehr verbreitete Technik ist es, die Warze abzutragen. Wenn man die Warze mit einem Wirkstoff behandeln möchte, kommt man durch die vielen Schichten Hornhaut gar nicht hindurch. Darum muss diese Hornschicht erst aufgeweicht und dann abgetragen werden.
Warzenpflaster enthalten meist Salizylsäure oder konzentrierten Harnstoff und weichen so die Haut auf. Dann kann die Warze vorsichtig mit einem Hornhauthobel - der Dermatologe arbeitet häufig mit einer Ringkürette - abgetragen werden.
Dieser Prozess verursacht oft selbst schon eine kleine Entzündung, die das körpereigene Immunsystem auf die Warze aufmerksam macht. Sehr häufig werden Warzen auch vereist ("Kryotherapie"). Hierbei wird das erkrankte Gewebe durch einfrieren zerstört, was zudem ebenfalls eine Entzündung hervorruft.
Ansonsten besteht die Therapie des Dermatologen darin, das körpereigene Abwehrsystem auf die Viruserkrankung aufmerksam zu machen. Oft schafft der Körper selbst, den Virus zu bekämpfen. Es sei denn, das Immunsystem ist geschwächt.
Durch Cremes zum Auftragen beispielsweise wird das Immunsystem an Ort und Stelle aktiviert, denn diese Cremes verursachen dort eine leichte Entzündung.
2. Alterswarze
Alterswarzen werden nicht durch Viren verursacht. Sie sind die häufigsten Hautveränderungen, die bei Menschen im Alter entstehen. Sie neigen zu Verfärbungen von grau über braun bis schwarz, sind rund oder oval und können so winzig wie ein Sandkorn oder so gross wie eine Bohne sein.
Sie sind aber auch in der Regel völlig ungefährlich. Wer sich eine Alterswarze aus kosmetischen Gründen entfernen lassen möchte, sollte zuvor einen Arzt aufsuchen. Diese Hausmittel findet man im Netz:
Gerücht 1: Teebaumöl, Schwedenkräuter
Eine regelmässige Anwendung des Öls bzw. Safts der jeweiligen Pflanze durch Auftragen auf die Alterswarzen über einige Tage oder auch Wochen kann dazu führen, dass die Warzen mit der Zeit austrocknen und dann abfallen.
Gerücht 2: Schöllkraut
Es wird traditionell gegen Warzen verwendet. Tragen Sie Schöllkrauttinktur oder einen Teeaufguss mehrmals täglich auf die Warze auf und führen Sie diese Behandlung so lange fort, bis die Warze abfällt oder sich zurückbildet.
Das sagt der Dermatologe dazu
«Die Behandlung mit Teebaumöl kann etwas bewirken, ist jedoch in zweierlei Hinsicht problematisch. Zum einen oxidiert das Teebaumöl an der frischen Luft, es entstehen aggressive Substanzen. Das heisst: Wenn man Teebaumöl länger stehen lässt, kann es schlecht werden.
Zweitens reagieren manche Menschen allergisch auf Teebaumöl, insbesondere wenn dieses nicht mehr ganz frisch ist. Ausserdem kann der Gebrauch von Teebaumöl auf der Haut zu Verfärbungen führen. Der Einsatz von Schwedenkräutern und Schöllkraut gegen Alterswarzen ist mir nicht geläufig.
Schwedenkräuter schaden wahrscheinlich nicht, doch ob sie helfen, wage ich zu bezweifeln. Einen Nachweis für die Wirkung gibt es jedoch nicht.»
So macht es der Dermatologe
Dermatologen behandeln Alterswarzen ebenfalls mit einer Kürette. Das heisst, die Alterswarze wird oberflächlich abgeschabt, sodass an Ort und Stelle eine kleine Schürfwunde entsteht, die rasch wieder abheilt.
3. Muttermale
Alle Muttermale sollten regelmässig vom Arzt kontrolliert werden. Die meisten Muttermale sind gutartig, doch ob ein Muttermal wirklich bösartig ist, kann selbst ein Profi nicht immer allein mit blossem Auge erkennen. Darum gilt im Zweifelsfall: herausnehmen und unter dem Mikroskop untersuchen.
Gerücht 1: Mischung aus Backpulver und Rizinusöl
Dafür bestreicht man das Muttermal mit der Mischung und lässt es über Nacht einwirken. Am Morgen sollte die Hautstelle gut abgewaschen werden. Diese Behandlung kann man zwei bis drei Wochen lang jeden Abend wiederholen.
Gerücht 2: Knoblauch-Paste
Dafür sollte eine frische Knoblauchzehe pulverisiert und zu einer Paste verarbeitet werden. Auch die Knoblauchpaste sollte über Nacht einwirken.
Das sagt der Dermatologe dazu
«Dass man an Muttermalen selbst herummanipuliert, kann ich in gar keinen Fall empfehlen. Bei Muttermalen, die neu aufgetreten sind, sich verändern, deutlich wachsen oder gar bluten gilt immer: Ab zum Arzt. Zuerst muss gesichert sein, dass ein Muttermal gutartig ist. Danach kann man sich überlegen, wie man damit verfahren möchte.»
4. Altersflecken
Dass die Haut altert, zeigt sich oft durch Falten, aber auch durch Altersflecken. Wer die braunen Verfärbungen als störend empfindet, sollte sich von einem Facharzt beraten lassen. In der Regel sind Altersflecken harmlos.
Aus medizinischer Sicht muss man also nichts gegen Altersflecken unternehmen - wenn ein Facharzt mit der Entnahme von Gewebeproben ausgeschlossen hat, dass keine Vorstufe von Krebs vorliegt.
Gerücht 1: Labkrautpulver
Um Altersflecken zu bleichen, kann eine Mischung aus Ingwerpulver, Rosenblütenblättern und Labkrautpulver aus der Apotheke hergestellt werden. Die Zutaten einfach mit etwas warmem Wasser verrühren. Den Brei auf die Altersflecken geben und rund 30 Minuten einwirken lassen.
Angeblich sollen die Inhaltsstoffe - Saponine, Zitronensäure, Rubichlorsäure und wichtige Spurenelemente - dafür sorgen, dass Pigmentflecken wieder aufgehellt werden.
Gerücht 2: Petersilie
Derselbe Effekt wird im Internet auch Petersilie zugesprochen. Der Saft der zerdrückten Petersilie soll Altersflecken wieder aufhellen.
Gerücht 3: Gurkensaft
Einfach Gurkensaft auf die von Pigmentflecken betroffene Stelle streichen und für mindestens für 20 Minuten einwirken lassen.
Das sagt der Dermatologe dazu
«Bei Altersflecken ist es lediglich die Pigmentierung der Haut, die für den Patienten ein kosmetisches Problem darstellen kann. Altersflecken kommen oft an Händen und im Gesicht vor, sodass man sie besonders sieht und gern entfernen möchte, damit die Haut wieder ebenmässig erschient.
Das kann man mit den Tipps aus dem Internet versuchen - diese können ein wenig helfen, aber aus der Apotheke oder auf Rezept gibt es Cremes, die wesentlich wirksamer sind.»
So macht es der Dermatologe
Werden die Pigmentstörungen von dem Betroffenen als Makel empfunden, kann man versuchen, diese kosmetisch - wie etwa mit Make-Up - zu überdecken. Aber es gibt auch noch andere Verfahren.
Bleichcremes beispielsweise. In solchen Cremes sind Substanzen wie Hydrochinon enthalten, die die Flecken aufhellen sollen. Allerdings ist die Creme nicht immer gut verträglich. Es kann sein, dass die Haut gereizt reagiert. In einem solchen Fall sollte die Creme unbedingt abgesetzt werden.
Der Dermatologe bietet ebenfalls Verfahren - beispielsweise mit Lasern oder Laser-ähnlichen Geräten - an, die wesentlich wirksamer sind.