Wechseljahre - Neue Lust am Liebesleben

Die Lebensmitte bietet Frauen viele Möglichkeiten, sich nochmal ganz neu zu erfinden und Erotik stärker zu geniessen, schreibt «t-online».

Die Angst vor der Lebensmitte und den damit einhergehenden Veränderungen sind häufig unbegründet. Viele Frauen erfinden sich gerade dann neu und haben Lust am Ausprobieren - auch beim Liebesleben. "Früher wurden die Wechseljahre mit einer Krankheit gleichgesetzt.

Das ist heute Gott sei Dank nicht mehr der Fall. Im Gegenteil: Gerade die Wechseljahre bieten den Frauen eine Menge neuer Möglichkeiten", sagt Anja Drews, Sexualtherapeutin aus Hamburg.

"Keine Frau sollte Angst vor den Wechseljahren haben"

Das Bild der leidenden Frau in den Wechseljahren sei längst überholt. "Eine Studie der Uni Dresden, durchgeführt von Prof. Kerstin Weidner, hat 2015 gezeigt, dass die Angst vor Wechseljahrsbeschwerden oft unbegründet ist", sagt Drews.

Die Untersuchung von 1400 Frauen im Alter zwischen 14 und 95 Jahren kam zu dem Ergebnis, dass ein sinkender Hormonspiegel nicht als primäre Ursache für die Beschwerden in den Wechseljahren verantwortlich ist und dass die als typische Wechseljahrsbeschwerden eingestuften Symptome wie Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen oder Nervosität durchgehend Frauen jeden Alters betreffen.

"Hier ist es sinnvoll zu schauen, welche anderen Lebensumstände verantwortlich sein können. Was Frauen in der Menopause allerdings oft zu schaffen macht, sind Hitzewallungen und Schweissausbrüche. Doch nicht jede Frau hat in den Wechseljahren damit zu kämpfen. Etwa die Hälfte bleibt beschwerdefrei."

Wechseljahre können Lust auf Intimität neu entfachen

Die Therapeutin rät, der Lebensmitte positiv entgegen zu blicken. Jede Frau habe eine Menge Gestaltungsräume, in denen sie sich etwas Gutes tun und ihre Bedürfnisse ausleben könne. "Aus meinen Coachings weiss ich, dass die Wechseljahre von vielen Paaren ein positiv erlebt werden und oft einen echten Aufschwung der Lust mitbringen. Viele Frauen werden mutiger, sprechen Wünsche eher an, sind experimentierfreudiger."

Das Sexleben in den Wechseljahren wird von vielen Frauen daher als sehr intensiv und erfüllend wahrgenommen. Zudem fühlen sich viele Frauen heute freier. Sie nehmen sich und ihren Körper an, kleine Röllchen an den Hüften oder Dellen an den Beinen werden nicht mehr so streng beäugt.

Viele berichten, dass sie jetzt mehr das Gefühl haben, sich selbst zu lieben und dass sie sich jetzt so annehmen können, wie sie sind.

Ohne Periode und Verhütungsmittel geniessen

Und noch einen Vorteil hat Intimität in den Wechseljahren: Die Familienplanung ist meist abgeschlossen. Menstruationsbeschwerden nehmen langsam ab und irgendwann bleibt die Periode ganz aus. Das Thema Verhütung ist nicht mehr ständig im Kopf präsent.

"Man muss bedenken, dass hormonelle Verhütungsmittel das Lustempfinden deutlich einschränken können", sagt Drews. "Fällt die Verhütungsthematik weg oder entscheiden sich - auch junge - Frauen für eine hormonfreie Verhütung, kommt auch der Spass am Sex oft wieder. Viele berichten, dass sie dann plötzlich wieder richtig Lust empfinden."

Mandelöl hilft bei trockener Scheide

Was vielen Frauen Probleme bereitet, ist die mit dem Alter zunehmende Trockenheit der Scheide. Zudem werden die Scheidenwände dünner. Dadurch ist der Intimbereich empfindlicher. Eine mögliche Hilfe sind Östrogencremes.

Vielen Frauen tut die regelmässige Pflege mit Mandelöl gut. Dieses lässt sich laut der Sexualtherapeutin auch gut als Gleitmittel verwenden - und als Massageöl. Massagen bringen Entspannung, die intensiven Berührungen Nähe und Lust.

"Mit einer Massage als Vorspiel gibt sich das Paar die Zeit, auf Touren zu kommen. Mit deutlich zunehmendem Alter steht übrigens weniger die Penetration im Fokus. Die Lust über Berührungen wird wichtiger", weiss Drews aus ihren Beratungen.

Lust braucht Zeit und Offenheit

Die Therapeutin rät Paaren in der Lebensmitte, sich ausreichend Zeit für das Liebesspiel zu nehmen und offen über Bedürfnisse zu sprechen. Wenigstens ein Mal in der Woche sollten sich Paare austauschen. Nicht über Alltagsthemen, sondern darüber, wie es ihnen geht, wie es ihnen mit dem anderen geht.

"Nur wer weiss, was in dem Partner oder der Partnerin vorgeht, kann sich darauf einstellen und Rücksicht nehmen. Wer nicht darüber spricht, schlägt den sicheren Weg ein, um unglücklich zu werden", sagt Drews.

Wechseljahrsbeschwerden beim Arzt ansprechen

Machen die Wechseljahre der Frau doch Beschwerden, sollte sie nicht zögern, einen Arzt darauf anzusprechen. Bei Hormonverschreibungen gilt heute: So wenig wie möglich und so kurz wie nötig. Hilfreich kann es sein, wenn der Partner mitkommt.