SICHER-MOBIL.CH
Autofahren: «Üben ist das Zauberwort»
Alle andern Verkehrsteilnehmer machen sich zu Recht Sorgen. Die TerzStiftung macht mobil, damit Seniorinnen und Senioren mobil bleiben. Einer, der mithilft, ist der ehemalige Formal-1-Rennfahrer Marc Surer (61). Lesen Sie seine Tipps für gutes und sicheres Autofahren.
«Ich will Ihnen keinen Vortrag halten, sondern erklären, warum ich mich entschlossen habe, spontan bei der Aktion sicher-mobil.ch der terzStiftung mitzumachen. In meiner Wahlheimat Spanien hat es überdurchschnittlich viele Rentner, meistens Ausländer, die an der Costa Blanca ihren wohlverdienten Ruhestand geniessen. Doch bei einigen fragt man sich, wie es möglich ist, dass sie noch einen Führerschein haben. Von Vorfahrt missachten, bis auf der falschen Strassenseite fahren. (Das sind dann meistens Engländer.)
Ich möchte Ihnen nur ein Erlebnis schildern, das mir kürzlich passiert ist: Ich stand in einer Kolonne auf einem Parkplatz, um auf die Hauptstrasse hinauszufahren. Rechts neben mir geparkte Fahrzeuge, und eine Frau fährt rückwärts aus der Parklücke direkt in die Flanke meines Autos. Zum Glück fahre ich dort einen stabilen Pick Up, der so etwas wegsteckt. Doch damit nicht genug. Als die ältere Dame merkt, dass ihr Fahrzeug ansteht, kuppelt sie aus und gibt Vollgas, um das lästige Hindernis mit Schwung zu überwinden. Nur mein Hupkonzert konnte sie davon abhalten.
Stellen Sie sich vor, es wäre jemand mit einem Kinderwagen hinter dem Fahrzeug vorbeigegangen! Wenn sie schon einen roten Pick Up im Rückspiegel nicht erkannt hat. Die Übersicht zu haben, ist ein ganz wichtiger Punkt im heutigen dichten Strassenverkehr. Ein Auto hat drei Rückspiegel. Wenn man alle konsultiert, kann so etwas nicht passieren. Aber es gibt auch Alte, die verflixt gut Auto fahren. In meiner Tätigkeit als Instruktor bei Test & Training des TCS hatte ich oft Teilnehmer, die weit über 70 waren und vielen Jungen etwas vormachen konnten. Doch genau das ist der Punkt: Diese Fahrer haben nie aufgehört zu üben.
Es ist doch interessant, dass viele Rentner Golfstunden nehmen oder Computerlehrgänge besuchen. Nur beim Autofahren hat man das nicht nötig. Auch im Internet kann man Autofahren trainieren. Auf der Internet Plattform der terzStiftung kann man Reaktion und Konzentration testen und verbessern. Selbst die Formel-1-Fahrer üben heute vor jedem Rennen stundenlang am Simulator.
Ein Argument, das ich immer wieder höre, kann ich nicht akzeptieren: Ich fahre ja nur wenig und wenn, dann langsam und vorsichtig. Wahrscheinlich passiert diesen Personen wirklich wenig, die Unfälle bauen ja die Jungen. Doch sie sorgen für gefährliche Verkehrssituationen und gefährden damit andere.
Ich möchte Ihnen zwei Beispiele nennen: Letztes Jahr fuhr ich auf einer Landstrasse in Österreich. Es hatte sich eine Kolonne gebildet, die sich relativ zäh vorwärtsbewegte. Immer wieder kam es in der Kolonne zu Überholmanövern, die wegen des Gegenverkehrs oft brenzlig wurden. Doch wie ich hatten auch die meisten anderen einen Termin, und da bis zum Zielort nur Landstrasse war, musste man sich vorarbeiten. Ein Kleinlastwagen vor mir hatte beinahe einen Unfall, weil er nicht rechtzeitig in die Kolonne einfädeln konnte.
Als wir dann endlich an der Spitze der Kolonne vorbeifuhren, war da ein holländisches Fahrzeug mit zwei Rentnern, die die Alpen bewunderten. Einen Blick in einen ihrer Rückspiegel hatten sie ganz offensichtlich nicht riskiert und somit keine Ahnung, was sich hinter ihnen abspielte. Eine weitere Situation ereignete sich kürzlich auf der Autobahn Richtung Zürich. Ich fuhr in einer lockeren Kolonne auf der linken Spur. Just in dem Moment, als ich einen Lastwagen überholen wollte, scherte der plötzlich aus, und zwar so, dass sein Hänger ins Schlingern kam. Erst erschrak ich und war sauer auf ihn.
Doch dann sah ich den Grund: Ein altes Ehepaar - er mit dicker Brille - schlich da auf der rechten Spur, sodass der LKW beinahe aufgefahren wäre. Für mich ist klar: Zu langsames Fahren ist genauso gefährlich wie zu schnelles Fahren.
Auch zu wenig fahren ist falsch. Ein Flugpilot muss so und so viele Stunden haben, um seine Flugtauglichkeit zu erhalten, warum nicht auch der Autofahrer? Um fit am Steuer zu bleiben, muss man trainieren. Der TCS bietet dafür verschiedene Kurse an, wie Autofahren im Alter oder Auffrischungskurse für erfahrene Lenker. Üben ist das Zauberwort. Oder um es mit den Worten von Robert Bosch zu sagen: Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.»
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