Stimmungsbarometer Arzt-Patientenbeziehung

Die Rheumaliga Schweiz hat in einer Online-Umfrage die Stimmung unter chronischen Schmerzpatienten gemessen.
Stimmungsbarometer Arzt-Patientenbeziehung
Stimmungsbarometer Arzt-Patientenbeziehung

Der «Stimmungsbarometer» zeigt ein grundsätzlich positives Bild der Arzt-Patienten-Beziehung. Gleichzeitig lassen kritische Stimmenanteile deutlich Luft nach oben erkennen. So wünschen sich 52 Prozent der Teilnehmenden mehr Einfluss auf die Entscheidung über die Wahl einer Therapie. Eine gute, partnerschaftliche Beziehung zwischen Patient und Arzt ist für chronisch Kranke von zentraler Bedeutung. Schwere rheumatische Erkrankungen machen regelmässige Arztbesuche nötig; bei chronischem Rheuma werden sie Teil des Lebens. Die Rheumaliga Schweiz wollte von Menschen, die von chronischen Schmerzerkrankungen betroffen sind, wissen, wie sie die Kommunikation mit der Fachärztin bzw. dem Facharzt empfinden und beurteilen. Die Online-Umfrage lief während vier Monaten. Zum Stichtag haben 376 Personen daran teilgenommen. Die Umfrage erfasste keine medizinischen oder persönlichen Daten.

Überwiegend positive Wertungen
Die Schmerzpatienten geben der Arzt-Patienten-Beziehung überwiegend gute Noten. Es zeigen sich viele Zwei-Drittel-Mehrheiten positiver Wertungen. Da gerade für Patienten mit chronischen Erkrankungen eine offene Kommunikation und eine vertrauensvolle Beziehung zum Facharzt massgebend sind, ist der Anteil kritischer Wertungen allerdings verhältnismässig hoch.

42% fühlen sich von ihrem Arzt «in hohem Masse» als Experten ihrer eigenen Erkrankung wahrgenommen. 35% äussern eine nur noch «mässige» Zufriedenheit damit, dass ihre persönlichen Einschätzungen von Beschwerden und Therapiemassnahmen ärztlicherseits Anerkennung finden.

Über zwei Drittel (71%) sind zufrieden mit den ärztlichen Antworten auf ihre Fragen zur Behandlung. 35% finden, der Arzt antworte «sehr verständlich», 36%, er antworte «gut verständlich» auf ihre Therapiefragen. Die Rheumaliga empfiehlt, nachzufragen, bis alle Unklarheiten vom Arzt beantwortet sind. Es kann sinnvoll sein, sich wichtige Fragen vor dem Arztbesuch aufzuschreiben und mit ins Sprechzimmer zu bringen. Merken Patienten zuhause, dass sie eine wichtige Information zur Behandlung nicht verstanden haben, sollten sie den Arzt noch einmal aufsuchen und ihm klare Fragen stellen, statt im Ungewissen zu bleiben, sich Sorgen zu machen oder sich zu ärgern.

Erfreuliche 68% können mit ihrem Arzt «sehr offen» oder «ziemlich offen» über ihre Zweifel und ihre Ängste reden. Ebenso viele geben an, sie hätten in ihren Arzt «sehr grosses» oder «grosses» Vertrauen.

65% haben den Eindruck, ihr Arzt erkläre ihnen die Wirkungsweise von Arzneimitteln «gründlich und ausführlich» oder doch zumindest «gut».

Differenzierung auf Nachfrage
Bei zwei Themenkreisen zeigt der Stimmungsbarometer auf präzisierendes Nachfragen hin eine kritische Differenzierung des Ergebnisses.

Auf die Frage, wie sehr sie an der Entscheidung über die Wahl einer Therapie beteiligt seien, geben 24% an, sie würden alleine entscheiden. Fragt man nach, wie sehr sie an der Entscheidung über die Wahl einer Therapie beteiligt sein möchten, wünscht sich eine grössere Zahl, nämlich 33%, alleine zu entscheiden. 

Ähnlich bekunden 46%, sie hätten grossen Einfluss auf die Wahl der Therapie, aber 52%, sie hätten auf den Therapie-Entscheid gerne mehr Einfluss.

Ein vergleichbares Bild zeigt sich bezüglich der fachärztlichen Medikamenteninformation. Zwei Drittel (65%) finden, der Arzt erkläre ihnen die Wirkungsweise von Medikamenten «gründlich und ausführlich» oder zumindest «gut». Auf die Nachfrage, wie gut sie der Arzt über die Risiken und die Nebenwirkungen von Arzneimitteln aufkläre, sinkt der Anteil der positiven Wertungen («gründlich und ausführlich» bzw. «gut») auf 53%.

Verbesserungspotenzial
Was die Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten angeht, fühlen sich 25% «knapp ausreichend» informiert. 22% werten die fachärztlichen Informationen als «mangelhaft». Die Rheumaliga empfiehlt, den Facharzt gezielt nach möglichen Nebenwirkungen zu fragen.

Auf die Frage, wie offen sie mit ihrem Arzt über Zweifel und Ängste reden können, antworten 26% mit «kaum» und 6% mit «gar nicht». Und die Zwei-Drittel-Mehrheit derer, die in ihren Arzt «sehr grosses» und «grosses» Vertrauen haben, kontrastiert mit 31%, die ein «geringes» (9%) und «eher geringes» (22%) Vertrauen haben.

Was tun bei einem geringen Vertrauen in die ärztliche Bezugsperson? Die Rheumaliga rät von einem vorschnellen Arztwechsel ab. Jeder Wechsel bedeutet einen Neuaufbau des gegenseitigen Vertrauensverhältnisses. Unzufriedene Patienten sollten erst das Gespräch suchen, den Arzt auf die Probleme ansprechen und ihm Gelegenheit geben, auf die Kritik zu reagieren. Bei gegenseitigem Misstrauen hingegen hilft tatsächlich nichts anderes, als sich einen neuen Arzt zu suchen.

Nützliche Tipps von A wie Arztwahl bis P wie Patientenrecht finden Sie in der Rheumaliga-Broschüre «Patient und Arzt: Wenn zwei sich verstehen».


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