Pandemie
So besiegen Sie Ihre Angst vor ansteckenden Krankheiten
Mysophobie werden die irrationalen Ängste vor Keimen genannt, und die Betroffenen werden als Germaphobe bezeichnet. Einer der bekanntesten Germaphoben ist der Schauspieler, Fernsehmoderator und Judge in der TV-Show «America's Got Talent», Howie Mandel.
Zu seiner Phobie befragt erklärte Mandel, er würde die Angst geradezu körperlich spüren. Deshalb vermeidet er es wo auch immer möglich, anderen die Hand zu reichen, diese in den Arm zu nehmen, zu berühren.
Wir leben in einer Welt voller Krankheiten
Die meisten Menschen werden von irgendeiner Form von irrationaler Angst oder Furcht heimgesucht. Höhen- und Platzangst kommen häufig vor, genau wie die Arachnophopie, die Angst vor Spinnen oder die Ophidiophobie, die oft panische Angst vor Schlangen.
Eine zentrale Rolle in unserem Leben spielt unsere Gesundheit, weshalb diese in den Medien und selbst in der Werbung permanent thematisiert wird. Gerne auch mit Schreckensnachrichten und Berichten, die einem Horrorfilm nahe kommen.
Da werden antibiotikaresistente Infektionen und lebensbedrohliche Grippestämme bis ins Detail beschrieben, und es werden Menschen im Bild gezeigt, die offensichtlich schwer leiden.
Treten irgendwo auf der Welt hochinfektiöse Viren wie Ebola, Sars oder Corona auf, beherrschen diese Krankheitserreger über Wochen die Medien und die Gespräche zwischen den Menschen. Schon deshalb ist es leicht zu verstehen, warum manche Menschen sich aktiv Sorgen darüber machen, was sie berühren.
Auswirkungen der Mysophobie
Die natürliche Sorge krank zu werden, sich einen Krankheitserreger zuzuziehen, hat durchaus positive Seiten. Nicht selten motivieren diese Befürchtungen dazu, gesundheitsbewusste Entscheidungen zu treffen.
- Die Hände werden regelmässig gründlich gewaschen.
- Ein gesünderer Speiseplan wird erstellt.
- Das Rauchen wird aufgegeben oder drastisch reduziert.
- Auf den Genuss von Alkohol wird verzichtet.
- Es wird Sport getrieben.
- Die allgemeine Hygiene wird verbessert.
Eine schwere Keimphobie, eine Mysophobie, kann jedoch den Umgang des Betroffenen mit der Gesellschaft, seiner Familie und seinen Freunden drastisch verändern. In besonders schweren Fällen ziehen sich diese Menschen vollkommen zurück und kommunizieren nur noch über das Telefon oder den Computer - auch mit dem Ehepartner oder den eigenen Kindern.
Ebenso irrational ist es, würden Sie sich weigern, einen Türgriff zu berühren. Oder wenn Sie beginnen zu toben, zu weinen, zu schreien, weil Sie der festen Überzeugung sind, Sie werden an einer schrecklichen Krankheit sterben, weil Sie eine fremde Toilette benutzen sollen.
Dieses Krankheitsbild wird als Kontaminations-Zwangsstörung bezeichnet. Fast immer geht diese mit Ritualhandlungen einher. Einige Betroffene waschen sich vor dem Essen sieben Mal die Hände, um sich sicher zu fühlen.
Andere können keine Schuhe mit Schnürsenkeln tragen, weil sie überzeugt sind, die tödlichen Keime lauern auf dem Leder. Andere decken ihren Sitz mit einer Plastikfolie ab, auch am Arbeitsplatz oder im Restaurant.
Therapie der Kontaminations-Zwangsstörung
Phobien sind relativ gut behandelbar und erfordern oft nur wenige Sitzungen mit einem qualifizierten Psychologen.
- Eine kognitive Verhaltenstherapie kann äusserst nützlich sein, denn phobische Gedanken werden neu definiert.
- Alternativ kann eine Desensibilisierung erfolgreich sein. Dies ist ein Prozess, bei dem eine Person langsam dem beängstigenden Reiz ausgesetzt wird, wobei stufenweise eine Verstärkung stattfindet.
- Zudem gibt es Ärzte, die verschreiben Medikamente gegen Angstzustände, um Menschen mit Mysophobie zu helfen. Werden die Arzneimittel abgesetzt, tritt die Phobie in der Regel wieder auf, manchmal auch verstärkt.
- Überdies kann eine Hypnotherapie helfen, wozu oftmals lediglich zwei oder drei Sitzungen notwendig sind.
Welcher Personenkreis ist besonders anfällig für eine Mysophobie?
Die Mysophobie ist die sechshäufigste unter den irrationalen Ängsten. Allerdings gibt es keine signifikanten Abgrenzungen, wen dieser Angstzustand betreffen kann.
Männer und Frauen sind gleichmassen betroffen, wobei sich eine leichte Konzentration bei Menschen über 40 Jahren abzeichnet. Aber auch Kinder gehören zu den Patienten. Auch der Bildungsstand und die soziale Basis scheinen keinen Einfluss darauf zu haben, ob sich bei einer Person eine Mysophobie manifestiert oder nicht.
Welche Folgeerkrankungen können durch eine Mysophobie ausgelöst werden?
Der rituelle Waschzwang führt in der Regel zu Hauterkrankungen, die sich aber im Regelfall auf die Hände beschränken. Allerdings liegen Berichte von Patienten vor, die in der Folge einer Mysophobie unter dem Zwang mehrfach täglich zu duschen litten.
Bis zu 75 Duschgänge an einem Tag schädigen jede Haut nachhaltig. Ausserdem wird die Mysophobie in Einzelfällen mit Depressionen in Verbindung gebracht. Dies betrifft vor allem Menschen, die sich aus Angst vor Keimen vollkommen zurückziehen und jeden persönlichen Kontakt zu anderen einstellen.
Wie gravierend sind die Ängste vor Keimen?
Eine Mysophobie kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre mentale Gesundheit haben, vergleichbar denen beim Posttraumatischen Belastungssyndrom, dem PTBS. Wird in den Nachrichten über Viren berichtet, über Corona, Ebola, Sars oder einen anderen Virenstamm, kann dies Panikattacken auslösen.
Diese können im Extremfall mit einer subjektiven Atemnot, Weinkrämpfen, Schreianfällen und sogar mit akuter Todesangst einhergehen. Patienten berichten, dass während derartiger Attacken auch Suizidgedanken aufkeimen.