Senior (70) bereut seine Banküberfälle

Er war aufgeflogen, weil einer aufmerksame Bürgerin sein verdächtiges Verhalten auffiel. Sie rief die Polizei, die nahm den Mann fest.
Banküberfall, Arbeit, Leben, Freizeit
Er würde so etwas niemals tun (Foto: Fotolia)

Vor Gericht konnte der 70-Jährige jetzt nicht viel sagen. Weinkrämpfe schüttelten ihn so, dass die Vorsitzende Richterin die Verhandlung abbrach, schreibt Katharina Rüth in “derwesten.de”.

Als Bankräuber sollte sich der 70-Jährige gestern vor dem Landgericht verantworten. Er war im Mai direkt vor einer Bank festgenommen worden, weil eine Passantin gesehen hatte, wie er sich für den Überfall maskierte. Doch aus dem Prozess wurde erst mal nichts. Dass jemand bei warmem Mai-Wetter einen Schal trägt, sich erst Sonnenbrille und Käppi aufsetzt, dann beides unter seine Jacke steckt - das kam der Frau (56) verdächtig vor.

Als sich der Mann dann noch ständig umsah, rief sie die Polizei. Und die konnte den Verdächtigen festhalten, bevor er die Bank betrat. In seiner Jacke steckte eine Pistole. Im Verhör gestand der betagte Herr, dass er die Bank im Februar schon einmal überfallen hat. Damals hatte er die Waffe auf den Tresen gelegt und Geld gefordert, 5000 Euro bekommen.

Im Dezember davor hatte er vermummt und mit Pistole in der Hand in einer Tankstelle "Kohle" gefordert, 2000 Euro erbeutet. Jetzt sollte ihm wegen schwerer räuberischer Erpressung und unerlaubten Waffenbesitzes der Prozess gemacht werden. Da er von der Haft verschont worden war, kam der kleine alte Herr selbstständig in den Gerichtssaal.

Und sass wie ein Häufchen Elend neben seinem Verteidiger. Schon bei der Nennung seiner Personalien zitterte seine Stimme und zuckten seine Schultern. Auch nach einer kurzen Pause sass der Angeklagte zitternd und Luft schnappend auf seinem Stuhl. Ob er aussagen wolle?, fragte die Richterin.

Ob er könne? Sein Anwalt wies auf die Herzprobleme seines Mandanten hin, der fünf Bypässe habe. Da brach es aus dem 70-Jährigen heraus: "Ich habe einen Fehler gemacht! Ich bereue das so!" Die Richterin erfragte noch erste berufliche Schritte: Lehre als Fliesenleger mit 14, Gesellenprüfung, Selbstständigkeit.

Doch weil der alte Herr weiter vor Schluchzen und Zittern kaum sprechen konnte, brach sie die Verhandlung ab, rief die Ersthelfer des Gerichts. Der Notarzt nahm den Senior, der aber noch laufen konnte, mit ins Krankenhaus. Hintergrund seiner Taten soll sein, dass Herzprobleme seine Pläne fürs Alter zunichte machten.

Als Selbstständiger hatte er nicht genug zurückgelegt, hoffte, mit gelegentlichen kleinen Aufträgen genug zu verdienen. Als er einen grösseren Auftrag erhielt, leaste er einen Lieferwagen, kaufte Material auf Kredit. Da musste er ins Krankenhaus, dann in die Reha.

Monatelang liefen Leasingvertrag und Kredit weiter, aber kein Geld kam herein. Wegen der aufgelaufenen Schulden kam ihm die Idee mit den Überfällen. Die Waffe hatte er vor Jahren von einem Bekannten erhalten - als Schutz, wenn er Geld für die Lohntüten seine Mitarbeiter holte. Genau eine Patrone hatte ihm der Bekannte gegeben. Die hatte die Polizei in seiner Hosentasche gefunden. Wann der Prozess weiter geht, ist offen.


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