Unterstützung im Alltag
Rotkreuz-Fahrdienst: ein wertvolles Stück Freiheit
Für Vania Biondi gehören die Fahrten mit dem Freiwilligen Marcel Brunner zum normalen Alltag. Sie lebt mit einer chronischen Krankheit und muss für sich selber immer wieder neue Lösungen finden, um mit ihrer Beeinträchtigung zu leben. Dank Freiwilligen des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) kann sie am Leben ausserhalb der Wohnung teilhaben.
Die heute 50-Jährige Aargauerin erhielt im Alter von 24 Jahren die Diagnose Multiple Sklerose (MS). Nach einem Krankheitsschub vor acht Jahren muss Vania Biondi akzeptieren, dass sie sich nicht mehr ohne Rollstuhl fortbewegen kann. So kann sie plötzlich weder ihre Termine wahrnehmen noch ihre Freunde besuchen. Sie möchte ihren Bruder nicht ständig um Hilfe bitten und eine längere Strecke kann sie sich mit einem Taxi auf Dauer nicht leisten.
Mehr als ein Chauffeur
Vania Biondi erinnert sich an den Rotkreuz-Fahrdienst, den ihre Mutter oft nutzte, als sie krank war. Sie meldet sich beim SRK Kanton Aargau und erhält umgehend Hilfe angeboten. «Ich bin sehr froh und dankbar, dass Freiwillige vom Rotkreuz-Fahrdienst mich auch zu privaten Anlässe gefahren haben. Denn meine Behinderung hört nicht einfach in der Arztpraxis auf.»
Marcel Brunner ist einer von vielen freiwilligen Fahrern. Der 66-Jährige engagiert sich bereits seit neun Jahren für das SRK Kanton Aargau und wird Fahrer von Vania Biondi. «Ihr Schicksal macht mich betroffen», erzählt Marcel Brunner. Vor Jahren hat er bereits ihre krebskranke Mutter zur Chemotherapie gefahren. Er merkt schnell, wenn Vania Biondi etwas belastet. Als ihre Mutter starb, sprachen sie auf den gemeinsamen Fahrten darüber. «Sonst reden wir über Gott und die Welt und unsere politischen Ansichten», sagt der ehemalige Militärinstruktor. Seine Stammkundin ergänzt: «Da sind wir zwar nicht immer einer Meinung, das macht unsere Gespräche aber noch interessanter.»
Der Austausch ist Marcel Brunner wichtig. «Ausserdem», ergänzt er, «habe ich in meinem Leben viel Glück gehabt. Davon möchte ich nun etwas weitergeben.» Zudem fährt er einfach gerne Auto. «Ohne freiwilliges Engagement kann unsere Gesellschaft nicht funktionieren», ist Marcel Brunner überzeugt.
Teilhabe am Leben vor der Wohnungstür
Ohne den Rotkreuz-Fahrdienst käme Vania Bondi kaum noch aus der Wohnung: «Der Fahrdienst gibt mir etwas Freiheit und Selbstständigkeit zurück, dafür bin ich sehr dankbar.» Ihre Dankbarkeit drückt sie nicht nur mit Worten aus: Bereits zum zweiten Mal organisiert sie in ihrer Parterrewohnung einen Apéro für alle, die sie unterstützen. Darunter auch Fahrerinnen und Fahrer des Rotkreuz-Fahrdiensts. «Es ist nicht alltäglich, dass sich Fahrgäste so bei uns bedanken. Diese Einladung hat mich speziell gefreut», so der freiwillige Fahrer.
Ihr Mann verlor im März 2020 den Kampf gegen seine schwere Krankheit – ein weiterer Schicksalsschlag für Vania Biondi. Eine grosse Stütze sind ihr während dieser schwierigen Zeit ihre beiden Patenkinder. «Ich habe zwar keine eigenen Kinder, aber diese beiden bedeuten mir viel und sie tragen mich in meine Zukunft.» Nächstes Jahr möchte sie mit den beiden eine grosse Reise nach Südafrika unternehmen, wo sie 18 Monate mit ihrem Mann gelebt hat. Darauf freut sie sich sehr. Und auch darauf, dereinst wieder von Marcel Brunner gefahren zu werden. Denn diese Fahrten bedeuten ein kleines Stück normalen Alltag und Freiheit.
Freiwillig engagiert beim Fahrdienst SRK
Freiwillige Helferinnen und Helfer wie Marcel Brunner begleiten beim SRK Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Sie fahren sie zum Arzttermin, zur Therapie, ins Spital oder zur Kur. Neue Freiwillige sind stets willkommen. Wenden Sie sich bei Interesse an das Rote Kreuz in Ihrem Kanton.
Weitere Informationen: redcross.ch/unterstuetzung