FAMILIE
Muss man seinen Kindern ein Vorbild sein?
Im bekannten Aphorismus des Autors Karl Valentin "Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach!" steckt zumindest ein Stück Wahrheit. Denn während schulhafte Belehrungen und autoritäre Vorschriften nicht selten an Kindern abprallen, schaut sich der Nachwuchs bewusst und unbewusst Verhaltensweisen und Werte der Eltern ab, um diese auch im eigenen Leben umzusetzen. Für Eltern ist es unmöglich, der Rolle als Vorbild zu entkommen, vielmehr sollte diese verantwortungsvolle Position zum Wohle des Kindes genutzt werden.
Kinder lernen durch Abschauen und Nachmachen
Als erste enge Bezugspersonen sind Eltern immer Vorbilder für den eigenen Nachwuchs, der das Handeln der Eltern wiederum verfolgt, beobachtet und nicht selten auch adaptiert. Dieser Nacheiferungsdrang entspringt dabei dem natürlichen Drang des Kindes nach Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung der Eltern. Mit zunehmendem Lebensalter suchen sich Kinder bewusst Vorbilder ausserhalb des eigenen Elternhauses.
Ob erfolgreiche Sportler, inspirierende Künstler oder besonders beliebte Altersgenossen aus dem Freundeskreis - spätestens in der Pubertät beginnt der Nachwuchs, sich an neuen Lebensphilosophien und Verhaltensweisen zu orientieren. Der Einfluss des Elternhauses bleibt jedoch bestehen, schliesslich sieht auch die Mehrheit der Teenager und erwachsenen Kinder die Eltern als Vorbilder an, wenn auch auf einer anderen Ebene.
Vorbildhaltung in der Erziehung - das Gesamtpaket muss stimmen
Um innerhalb einer Familie ein gutes Vorbild abzugeben, können Eltern verschiedenste Aspekte eines im weitesten Sinne gelingenden Lebens vorleben:
- eine gesunde Ernährung
- eine gesunde Portion Ehrgeiz
- umweltbewusstes Verhalten
- soziale Verantwortung
Das heisst natürlich nicht, dass Väter und Mütter in all diesen Bereichen stets perfekt und unfehlbar sein müssen, schliesslich sind Eltern auch Menschen mit natürlichen Schwächen und Fehlern. Diese Erkenntnis ist für die Entwicklung des Kindes ebenfalls von essentieller Bedeutung, schliesslich muss es erkennen, dass Imperfektionen und Scheitern durchaus vorkommen dürfen. Transmission, so der Fachbegriff für das Übernehmen von elterlichen Verhaltensweisen, funktioniert Forschungserkenntnissen zufolge zudem nicht so, dass gelegentliche negative Verhaltensweisen unmittelbar vom Kind übernommen werden.
Vorbild sein, aber nicht bevormunden - ein schmaler Grat
Eine gute Vorbildhaltung kann dann problematisch werden, wenn sie mit einer Projektion unrealistischer Erwartungen an das Kind einhergeht. In diesem Fall ist es ein äusserst schmaler Grat zur autoritären Erziehung, in der dem Nachwuchs nur wenig Freiraum zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung geboten wird. Vielmehr wird verlangt, genau den Werten nachzueifern, die den Eltern bedeutungsvoll erscheinen, was sich wiederum schnell zu Konflikten führt. Vielmehr sollte ein familiäres Vorbild sein Kind durch sein eigenes Handeln dazu anregen, unabhängig, frei und kreativ zu denken.
Welche Verhaltensweisen machen eine gute Vorbildhaltung aus?
Durch das Vorleben eines gesunden und bewussten Lebensstils, offenem Thematisieren brisanter Themen oder auch dem simplen Zeigen von Lebensfreude und Emotionen können Sie Ihr Kind im Stile eines guten Vorbildes positiv beeinflussen, es motivieren, inspirieren und antreiben. Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, möglichst wenig Erwartungsdruck zu erzeugen und wenig autoritär zu wirken, denn dann schlägt das gut gemeinte Verhalten schnell ins unerwünschte Gegenteil um.
Wieso müssen Eltern keine "perfekten" Vorbilder sein?
Auch Eltern dürfen sich menschliche Fehler eingestehen und gewisse Schwächen zeigen, ohne dabei als schlechtes Vorbild zu wirken, schliesslich können Kinder und Teenager gut selektieren und das Verhalten einordnen. Gerade bei erwachsenen Kindern ist dies von hoher Bedeutung, damit sich beide Parteien auf Augenhöhe begegnen können. Bei der Erziehung gilt es daher, einen geeigneten Mittelweg zu finden.
In welchen Bereichen sind Eltern als Vorbilder besonders gefragt?
Da die Familie als erste Sozialisierungsinstanz bekannt ist, können Eltern besonders gut im sozialen Bereich als Vorbilder wirken. In der Art und Weise, Streitigkeiten beizulegen oder durch gegenseitige Hilfsbereitschaft lassen sich hier wertvolle soziale Fähigkeiten weitergeben.
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