AGILES ALTER
Häufiges Lächeln für die Gesundheit
Die Sehnsucht nach ewiger Jugend ist tief im Menschen verankert. Schon in der Antike strebten unsere Vorfahren nach jugendlichem Aussehen. Kleopatras berühmte Bäder in Eselsmilch sollten Anmut und Grazie der ägyptischen Herrscherin bereits vor mehr als 2000 Jahren bewahren.
In den 1970er-Jahren landete der Musiker und spätere Literaturnobelpreisträger Bob Dylan mit seinem Lied "Forever Young" einen Hit.Knapp 50 Jahre später hat sich aus dem gemeinsamen Wunsch vieler eine eigene Wirtschaftssparte entwickelt: die Anti-Aging-Branche. Ihr Erfolg, überhaupt das allgemeine Interesse an Fragen, die mit dem Altern einhergehen, hat sicherlich auch mit der Tatsache zu tun, dass die Menschen dank medizinischer wie landwirtschaftlicher Entwicklungen deutlich älter werden als noch vor hundert Jahren.
Aktiv bleiben
Weil der Mensch eine Einheit aus Körper, Geist und Seele darstellt, gibt es verschiedene Wege, mit denen man dem Alterungsprozess entgegenwirken kann: Ernährung, Bewegung, intellektuelle Arbeit sowie psychische Zufriedenheit. Obwohl es also ganz unterschiedliche Bereiche gibt, lauten die Empfehlungen der Experten ähnlich, egal in welchem Bereich sie arbeiten: Wer langsamer altern will, muss Freude im Leben haben, aktiv bleiben und sich fordern, statt von einem gewissen Alter an zunehmend in den Schongang zu schalten.
"Wir packen unsere älteren Menschen in Watte", moniert Nadja Schott. Die Professorin am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften der Universität Stuttgart lässt bei einem Gesundheitsforum in München die zahlreichen Zuhörer, alle über 50 Jahre alt, mit einer Fingerübung ihre motorischen Fähigkeiten testen: im Wechsel mit Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinem Finger die Daumenspitze berühren; erst mit einer Hand, dann mit beiden und schliesslich noch mit den Füssen einen Takt dazu tippen.
Die Pensionierung und ihr Einfluss auf die Gesundheit
Einige Zuhörer signalisieren mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad eine gewisse Überforderung.Derweil erläutert Schott, dass der natürliche Alterungsprozess in Körper und Gehirn schon ab dem 30. Lebensjahr beginnt. Besonders interessant: Bis etwa Mitte 60, dem durchschnittlichen Renteneintrittsalter, schreitet der Verfall langsam voran, dann gibt es einen signifikanten Einbruch. Vieles deutet darauf hin, dass dieser mit dem Beginn des sprichwörtlichen Ruhestands zusammenhängt.
Schott und ihre Kollegen haben in Studien mit Rentnern, Mönchen und Ausdauersportlern nachweisen können, wie günstig sich Bewegung auf den Alterungsprozess auswirkt. Tests an den Gehirnen von Senioren, die regelmässiges Ausdauertraining betrieben, haben Schott zufolge gezeigt, "dass wir tatsächlich am Volumen etwas ändern können." Eine positive Wirkung lässt sich demnach sogar bei einer beginnenden Demenz erzielen. Und - ein wünschenswerter Nebeneffekt - das körperliche Training stärkt nicht nur die Muskeln, was wiederum die Gelenke schont und entlastet, sondern fördert auch das Reaktionsvermögen. Und das wiederum hilft, Stürze zu vermeiden oder zumindest möglichst adäquat zu reagieren, wenn man stolpert.
Täglich Nüsse
Mit zunehmendem Alter sinkt der Energiebedarf, der Nährstoffbedarf bleibt aber gleich."Mit Ernährung und Bewegung kann man frühzeitig viel erreichen", davon ist Alexandra Hiebl überzeugt. Die Leiterin des Fachzentrums Ernährung und Gemeinschaftsverpflegung Schwaben am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Augsburg sagt, dass eine gesunde Lebensweise einem rapiden Altern entgegenwirkt.
Allerdings muss man sich dazu erst einmal die Grundproblematik bewusst machen: Mit zunehmendem Alter sinkt der Energiebedarf, der Nährstoffbedarf bleibt gleich. Wer nicht übergewichtig werden will, muss seine Ernährung umstellen: auf weniger kalorienreiche Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Nährstoffen. Die Expertin rät zu hochwertigen pflanzlichen Ölen, schonend gepresst, sowie täglich einer Portion Nüsse.
Trinken nicht vergessen
Auch die "Fünf am Tag" - fünfmal täglich eine Handvoll Obst oder Gemüse, davon höchstens zwei Portionen Obst - gehören zu ihrer Empfehlung. Eine weitere Alterserscheinung laut Hiebl: "Man hat keinen Durst mehr." Deshalb sollten sich ältere Menschen die Tagesration an Getränken, etwa 1,5 Liter ungesüsste Flüssigkeit, morgens bereitstellen und über den Tag verteilt trinken. Denn Wasser sei mit etwa 70 Prozent "ein Hauptbestandteil des Körpers", weshalb eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit "einen sehr grossen Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit" habe.Als Abwechslung und Alternative zu den "leeren Kalorien" süsser Getränke lässt sich Wasser mit frischen Kräutern aromatisieren.
Aber nicht nur auf physischer Ebene kann man den Alterungsprozess günstig beeinflussen. Auch für Geist und Psyche kann man Gutes tun. So ist laut Bernd Reuschenbach, der an der Katholischen Stiftungshochschule München eine Professur für gerontologische Pflegewissenschaft innehat, "das Gefühl, eingebunden zu sein", entscheidend für psychische Gesundheit bis ins hohe Alter. Und die hänge mit der physischen zusammen.
"Lassen Sie sich eine Depression nicht gefallen"
Reuschenbach bemängelt, dass alte, vor allem pflegebedürftige Menschen gesellschaftlich oft ausgegrenzt werden und verweist auf Skandinavien. Dort kümmerten sich die noch jüngeren, agileren Alten ehrenamtlich um die hilfsbedürftigen Alten.Das fehlende Gefühl, gebraucht zu werden oder in eine Gemeinschaft eingebunden zu sein, gepaart mit einer zunehmend pessimistischen Sicht auf die Dinge, führt offenbar bei überdurchschnittlich vielen Senioren zur Depressivität. "Lassen Sie sich Depressionen nicht gefallen", rät deshalb Hans Förstl.
Mit einem Lächeln einschlafen
Der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums rechts der Isar empfiehlt bei anhaltend schlechter Stimmung den Besuch beim Arzt sowie eine medikamentöse Behandlung. Aber auch präventiv und aus eigener Kraft lässt sich Förstl zufolge einiges zum Positiven wenden. Der Psychiater verweist auf das Zusammenspiel von Körper und Geist: Eine aufrechte Haltung mit gehobenem Kopf und gestreckten Schultern hebt augenblicklich die Laune.
Die Stimmung verschlechtert sich dagegen, wenn man den Kopf hängen und die Schultern nach vorne fallen lässt. Und so hat Förstl am Ende zwei Empfehlungen: "Nicht vor Mitternacht ins Bett gehen!" - um der Gefahr vorzubeugen, als "eingefleischter Schlafneurotiker" mitten in der Nacht aufzuwachen, weil man zu früh schlafen gegangen ist. Und: "Mit einem Lächeln einschlafen!"
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