MEIERHOFERS KOLUMNE
Können wir uns im Alter neu erfinden?
Unsere Entwicklung folgt denn auch einer Folge von Bedürfnissen und Motivationen, die von Abraham Maslow, dem US-amerikanischen Gründervater der humanistischen Psychologie in einer hierarchischen Struktur beschrieben wurde: Während wir auf der ersten Ebene existenzielle Bedürfnisse befriedigen, Hunger und Not zu vermeiden suchen, orientieren wir uns auf der 2. Ebene nach unseren Sicherheits-Bedürfnissen.
Materieller Wohlstand schafft Sicherheit und Orientierung. Auf der 3. Ebene verfolgen wir soziale Bedürfnisse. Es geht um Familie, Freunde, Bekannte, Gemeinde und Gesellschaft. Die sozialen und gemeinsinnigen Aspekte stehen im Vordergrund.
Auf der 4. Ebene suchen wir Respekt, Anerkennung, sozialen Status. Die Bestätigung dessen, was wir materiell erreicht haben.
In der 5. Ebene folgt die Selbstverwirklichung und das persönliche Glück. Wir tun das, was wir wollen und sind am Ende unserer Wünsche angelangt. Wir sind am Ziel und haben den Zweck und den Sinn des Lebens für uns gefunden. Doch diese "Endstation Sehnsucht" kann noch immer Spielverderber spielen und uns so konditionieren, dass wir stets hungrig bleiben und damit nie genug kriegen können.
Unsere Werte und unser Wollen sind eng mit dieser Bedürfnishierarchie verbunden. Sie pflegen sich aber auch im mittleren Lebensalter fundamental zu verändern. Beim Start von Outplacement50plus vor 4 Jahren stellten wir uns noch die Frage, ob sich Menschen im mittleren Lebensalter, die ihre Arbeitsplätze verloren hatten, neu erfinden können. Ist es möglich, aus der Krise heraus sein Glück zu finden?
Unsere Erfahrungen haben uns gelehrt, dass für Menschen im mittleren Lebensalter, die bereit sind, für ihr Glück zu kämpfen, fast alles möglich ist. Als Beispiel diene der im neuen Bestseller von Margaret Heckel (Die Midlife-Boomer - Warum es nie spannender war, älter zu werden) beschriebene Fall des Reto Nicca, Logistik-Manager eines Weltkonzerns, der nach 30-jähriger Berufstätigkeit sich mithilfe eines Beraters seinen langgehegten Bubentraum erfüllte.
Ein erfolgversprechendes Entwicklungsprogramm in der beruflichen Neuorientierung stützt sich auf 7 Säulen: Es gilt, Selbstverantwortung neu zu entdecken und zu leben. Wer sich beruflich neu orientiert, darf sich nicht treiben lassen. Er muss die Regeln seiner Arbeitssuche und die Anforderungen an seine berufliche Tätigkeit selber festlegen.
Er muss seine Leidenschaften kultivieren und leben, sich an seinen Bedürfnissen orientieren und seine Talente, Neigungen und Interessen neu entdecken. Dazu gehört auch der Wille, so wenig wie möglich zu schaden und so viel Gutes wie möglich zu schaffen. Eine veritable persönliche Renaissance zu erleben ist möglich, verlangt aber einen hohen Einsatz.
Die Generation 50plus ist die letzte der Generationen, die noch in der Lage ist, sich ohne Navigationssystem zu orientieren. Das hilft. Wer sich auf den beiden letzten Entwicklungsstufen (Respekt, Anerkennung, sozialer Status und Selbstverwirklichung) entwickeln will, ist gezwungen, sich selbst zu orientieren.
Das braucht Energie und den Mut die eigene Zukunft aktiv zu gestalten.
Die Kolumne von Peter Meierhofer, lic. oec. HSG, Gründer und Geschäftsführer von Outplacement50plus GmbH (www.outplacement50plus.com), dem Pionier der altersgerechten beruflichen Neuorientierung, soll Firmen wie Menschen dazu ermutigen, individuelle Antworten auf die demografische Entwicklung zu finden und erfolgreich umzusetzen.