Freiwilligenarbeit
Gute Integration im Familienalltag
Der Mutter von 15-jährigen Zwillingen ist es wichtig, Vorurteile abzubauen. Das Engagement bereichert auch das Familienleben.
Als Ali und Ursula Santner sich kennenlernen, ist der junge Flüchtling erst seit ein paar Monaten in der Schweiz. Er wohnt in einer Einrichtung für unbegleitete Jugendliche aus Krisengebieten. Die 52-Jährige aus Zürich, die als Standortleiterin und Coach für hochqualifizierte Arbeitssuchende tätig ist, erinnert sich: „Vor einigen Jahren habe ich beschlossen, dass ich etwas weitergeben will. Ich suchte nach einem sinnstiftenden Engagement, das in meinen Alltag als berufstätige, damals alleinerziehende Mutter passt und meine Kinder miteinbezieht.“
Mitten unter uns
Sie hört von einem Angebot des SRK Kanton Zürich, das sie sofort überzeugt: Im Programm „Mitten unter uns“ besuchen fremdsprachige Kinder oder junge Erwachsene wöchentlich eine deutschsprachige Familie oder Einzelperson. Dabei erlernen sie die Sprache und erfahren mehr über das Leben in der Schweiz. „Dies passt wunderbar zu den Werten, die ich meinen Kindern mit auf den Weg geben möchte: weltoffen und hilfsbereit für andere da sein. Sie sollen durch andere Lebensgeschichten erkennen, wie gut es uns geht und auch etwas beitragen,“ sagt Santner.
Ursula Santner lebt mit ihrem Partner und den 15-jährigen Zwillingen, welche abwechslungsweise auch bei ihrem Vater wohnen. Seit vier Jahren ist nun auch der 21-jährige Ali Teil dieser Patchworkfamilie. In dieser Zeit habe sich ein echtes Vertrauensverhältnis entwickelt, erzählt die Freiwillige. Ali lebt ohne Angehörige in der Schweiz und profitiert vom Familienanschluss. Dazu gehören gemeinsames Kochen, Gespräche, aber auch Feiertage. „Als Gast würde ich Ali längst nicht mehr bezeichnen, sondern als Familienmitglied“, sagt Ursula Santner, die Ali liebevoll als seine „zweite Mutter“ bezeichnet. „Mein Sohn Manolo ist eine Art ‚kleiner Bruder, obwohl er in der Zwischenzeit grösser ist als Ali. Auch die Verbindung mit meiner Tochter Aela ist herzlich. Die Zwillinge sind sehr wichtig für Ali, da es in seiner Situation nicht einfach ist, „echte“ Freunde zu finden.“
„Nur was man nicht kennt, macht Angst.“
Ursula Santner nimmt sich Zeit, wenn Ali eine Frage hat und spricht auch von sich aus Themen an. Dabei geht beispielsweise um den Umgang mit Geld oder die Verantwortung, die eine Berufslehre mit sich bringt. Als der Flüchtling volljährig wurde, konnte er einen Integrationskurs besuchen, in dem Basiswissen für bildungsferne Migrantinnen und Migranten vermittelt wird. Inzwischen ist er in einer zweijährigen Lehre als Reifenpraktiker und hofft fest, den Abschluss zum eidgenössischen Berufsattest zu erlangen. „Das erste Lehrjahr hat er trotz Stolpersteinen geschafft, das ist schon jetzt eine Erfolgstory“, freut sich Ursula Santner. Dies sei auch dem Wohlwollen des Lehrbetriebs zu verdanken, der Ali gegenüber streng, aber auch entgegenkommend ist.
Ursula Santner kann das Freiwilligenengagement nur weiterempfehlen: „Ich würde mich sofort wieder für diese Art der Integration einer geflüchteten Person engagieren. Es ist mir enorm wichtig, einen Beitrag zu leisten, um die Gräben, die sich in unserer Gesellschaft auftun, zu verringern und Vorurteile abzubauen. Denn nur was man nicht kennt, macht Angst.“
Freiwillig engagiert für geflüchtete Menschen
Das Schweizerische Rote Kreuz unterstützt Geflüchtete mit verschiedenen Angeboten beim Ankommen in der Schweiz. Möchten Sie mit einem freiwilligen Engagement dazu beitragen? Die meisten Kantonalverbände des SRK bieten spannende Einsätze im Bereich Migration an, zum Beispiel als Alltagsbegleiterin einer Einzelperson oder einer Familie. Wenden Sie sich an das Rote Kreuz Kreuz in Ihrem Kanton, um mehr zu erfahren.
Freiwilligenarbeit mit Flüchtlingen | engagiert-migration.redcross.ch
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