Testament
«Ich unterstütze die Hilfe zur Selbsthilfe»
Text: Marianne Dätwyler
Marcel Hüppi hilft gerne. Auch seiner Organisation des Herzens, dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK). Der gebürtige Rheintaler empfängt die Redaktorin an einem sonnigen Herbsttag in Zürich. Die Stadt ist seit 1973 seine Wahlheimat. Unser Treffpunkt ist bei der Tonhalle Zürich. Marcel Hüppi blickt uns bereits fröhlich entgegen. Er besucht dort regelmässig Konzerte. «Musik entspannt mich und bringt mich auf andere Gedanken.» Er selbst spielt Querflöte, allerdings nur zu Hause und nicht mehr so oft.
Am Ufer des Zürichsees geniesst er den Weitblick in die Berge und das friedliche Geschehen auf und neben dem Wasser. Seine regelmässigen Spaziergänge am See beglücken ihn ebenso wie das Praktizieren der Zen-Meditation, der bewussten Wirklichkeit im hier und jetzt.
Marcel Hüppi wohnt bescheiden. Er will vor allem eines: Menschen helfen, damit sie sich selber helfen können. Die Arbeitsweise des Schweizerischen Roten Kreuzes ermögliche dies. «Ich will weniger privilegierten Menschen eine Perspektive geben. Das bringt auch mich persönlich weiter. Es macht mich glücklich», sinniert er gutgelaunt.
Tatsächlich gab es selten so viele Menschen in Not wie heutzutage. Als älteste und grösste humanitäre Organisation der Schweiz engagiert sich das SRK im In- und Ausland für bedürftige Menschen. Marcel Hüppi schätzt das. Wir steigen nun ins Tram in Richtung Hauptbahnhof und diskutieren weiter über die Tätigkeiten der Organisation.
Hilfsangebote in der Schweiz
In jedem Kanton gibt es einen Rotkreuz-Kantonalverband, der Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützt und berät. Mit Leistungen wie dem Rotkreuz-Fahrdienst wird beispielsweise ermöglicht, dass Freiwillige Fahrerinnen und Fahrer ältere oder beeinträchtigte Menschen sicher zu Arztterminen begleiten und wieder nach Hause bringen. Dank dem Programm der Kinderbetreuung zu Hause kann eine Betreuerin des SRK einspringen, wenn Eltern in eine Notlage geraten und sich nicht mehr um ihre Kinder kümmern können. Mit solchen Angeboten trägt das SRK konkret dazu bei, das Leiden zu lindern. Es ist bestrebt, das Leben und die Gesundheit zu schützen. Die Menschlichkeit ist dabei ihr wichtigster Grundsatz.
Wir sind nun an einem anderen Lieblingsort von Marcel Hüppi angekommen: dem Landesmuseum, wo wir Kaffee trinken. «Es hat hier immer super Ausstellungen, wechselnde und permanente. Viele Familien, junge Menschen und Kinder besuchen das Museum», erzählt er.
Dass Marcel Hüppi so grosszügig das Schweizerische Rote Kreuz unterstützt, hat vielleicht damit zu tun, dass sein Leben nicht immer einfach verlaufen ist. Der frühere Kaufmann litt immer wieder an körperlichen Beeinträchtigungen. Seine Frau verstarb nach 38 Ehejahren. Er ist früher oft mit ihr gereist. Da er an einer Lungenkrankheit leidet, ist eine Sauerstoffflasche seine ständige Begleiterin. Sein Leben hat ihn demütig gemacht.
Weltweit im Einsatz
Dass das SRK Teil der Rotkreuz-Bewegung ist, schätzt Marcel Hüppi sehr. Was heute eine weltweite Organisation ist, begann im Jahr 1859 als Vision eines einzigen Mannes: Henry Dunant. Als Zeuge der Schlacht von Solferino in Norditalien setzte er sich damals dafür ein, die verwundeten Soldaten zu pflegen – unabhängig davon, welcher Kriegspartei sie angehörten. Auf seine Initiative hin wurde 1863 das Rote Kreuz gegründet. Sein Schutzzeichen ist die farbliche Umkehrung des Schweizer Kreuzes. Henry Dunant erhielt 1901 für sein humanitäres Werk den allerersten Friedensnobelpreis.
Das Schweizerische Rote Kreuz ist auch im Ausland im Einsatz. Es leistet Nothilfe, beugt Katastrophen vor und stärkt die Gesundheit der Menschen. Besonders die Zusammenarbeit mit den Rotkreuz-Partnerorganisationen vor Ort befürwortet Hüppi. In rund 20 Einsatzländern begleitet und befähigt das SRK die nationalen Rotkreuz-Gesellschaften. Die Leute vor Ort kennen meist die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen besser als wir in der Schweiz.
Das veranlasst ihn, mit Spenden das SRK zu unterstützen. Vor vielen Jahren hatte er zudem den Wunsch, seinen Nachlass zu regeln. Er hat sein Testament verfasst und das SRK begünstigt. Er freut sich, als Wohltäter mitwirken zu können. Ausgelöst durch einen nächtlichen Sturz hat er neuerdings einen weiteren ständigen Begleiter: den Rotkreuz-Notrufknopf. «Ich fühle mich wieder sicherer und meine Unternehmungslust ist wieder da», sagt er beim Abschied.
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