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Gute Sehkraft im Alter – weltweit

Ein Blick in die Zukunft zeigt, welche Herausforderungen die demografische Alterung für die Augengesundheit birgt und wie das Rote Kreuz darauf reagieren möchte.

Mindestens eine Milliarde Menschen weltweit leben mit heilbarer Blindheit oder Sehbehinderung. Durch frühzeitige Erkennung und vorbeugende Massnahmen liessen sich 75 Prozent der Augenleiden vermeiden. 9 von 10 der betroffenen Menschen leben jedoch in Ländern mit unzureichendem Zugang zur augenmedizinischen Versorgung. Unerkannte oder unbehandelte Augenleiden können enorm einschränkend sein. Insbesondere in ärmeren Ländern können Betroffene oft nicht mehr arbeiten oder müssen die Schule abbrechen. Sie sind dadurch gefährdet, (noch tiefer) in die Armut abzurutschen.

Ältere Menschen am meisten betroffen

Am stärksten von Blindheit und Seheinschränkungen betroffen sind Menschen im Alter von über 50 Jahren. Weltweit gehören 73 Prozent der Menschen mit Verlust des Sehvermögens dieser Altersgruppe an. Augenleiden wie zum Beispiel der graue Star kommen im Alter vermehrt vor, gleichzeitig dürfte sich bis 2050 der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen weltweit verdoppeln. Die Zahl der älteren Menschen, die von Blindheit und Seheinschränkungen betroffen sind, nimmt daher stetig zu.

Weitreichende Auswirkungen von Blindheit im Alter

Der Verlust der Sehkraft im Alter hat weitreichende gesundheitliche und soziale Folgen. Betroffene erleben weniger soziale Interaktionen und leiden womöglich unter Schmerzen. Das Risiko für Depressionen und andere psychische oder körperliche Begleiterkrankungen steigt. Die Lebensqualität insbesondere von alleinstehenden Menschen leidet: Betroffene können unter Umständen nicht mehr arbeiten, sind weniger mobil und brauchen mehr Unterstützung im Alltag.

Prävention und Zugang zu Behandlung sind zentral

Werden Augenleiden frühzeitig erkannt und behandelt, können Menschen auch im Alter in wirtschaftlicher Sicherheit leben und weiterhin aktiv an der Gemeinschaft und am Familienleben teilnehmen. Dies ist auch deshalb wichtig, weil ältere Familienmitglieder oft eine wichtige Rolle bei der Kinderbetreuung oder im Haushalt übernehmen.

Wichtig sind der Zugang zur Augenmedizin sowie die Sensibilisierung für die Häufigkeit und Auswirkungen von Augenkrankheiten im Alter. Dafür setzt sich das Schweizerische Rote Kreuz mit seinen augenmedizinischen Projekten ein.

In Ghana, Togo, Bangladesch, Kirgistan und Nepal arbeitet das Schweizerische Rote Kreuz eng mit den nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften und den Gesundheitsbehörden zusammen, um die augenmedizinische Versorgung zu verbessern. Weil die Augengesundheit direkt mit anderen Gesundheitsthemen wie der Ernährung zusammenhängt, verfolgt das Rote Kreuz einen integrativen Ansatz. Verschiedene Massnahmen werden kombiniert, um deren Wirkung zu erhöhen.

Tagelang wandern, um zu sehen

Denn für jede betroffene Person verändert es das Leben, wieder sehen zu können. Die 70-jährige Moti Gharti freut sich gar auf die Operation. Es ist bereits das zweite Mal, dass bei ihr der graue Star operiert wird und sie weiss, was sie erwartet. «Ich freue mich darauf, bald wieder richtig sehen zu können und habe Vertrauen in die Ärzte.» Vor fünf Jahren hat der medizinische Eingriff ihr die Sehkraft im linken Auge zurückgegeben. Das vom Roten Kreuz unterstützte Augenspital Surkhet im Westen Nepals gab es damals noch nicht. Ein Verwandter brachte sie in eine mobile Klinik in den Bergen.

Moti Gharti lebt im Distrikt Jajarkot, gut 80 Kilometer Luftlinie vom Augenspital Surkhet entfernt. Die bergige Landschaft macht den Weg beschwerlich. Fast ein ganzer Tag Busfahrt und zwei weitere Tage zu Fuss sind nötig, um das Augenspital zu erreichen. Die Operation selbst dauert hingegen nicht lange. Moti Gharti wird vorbereitet und ihr Auge dann betäubt. Während einer Viertelstunde herrscht Stille, unterbrochen nur von Dr. Namrata Guptas leisen Aufforderungen an ihren Assistenten, ihr das eine oder andere Instrument zu reichen. In konzentrierter Arbeit schneidet die Ärztin von Hand die trübe Linse aus dem Auge, um sie mit einer Kunstlinse zu ersetzen.

Als Dr. Gupta am Tag nach der Operation den Verband vom Auge abnimmt, sieht Moti Gharti kaum besser als vorher und ist beunruhigt. «Alle erwarten, dass das Sehvermögen sofort perfekt ist, dabei kann das durchaus etwas dauern», erklärt Dr. Gupta. Als Moti Gharti etwa eine Stunde später zum Sehtest antritt, hat sich ihre Sehkraft auch schon deutlich verbessert. Sie strahlt: «Ich freue mich auf meine Gross- und Urgrosskinder – jetzt werde ich wieder alles sehen und sie zur Rede stellen, wenn sie Blödsinn machen!»

Unkomplizierte und kostengünstige Eingriffe verändern das Leben von Betroffenen – Jung und Alt. Alle Menschen sollen deshalb Zugang zu augenmedizinischen Untersuchungen und Behandlungen haben.

Verfasserin: Schweizerisches Rotes Kreuz, Anabel Marques


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