Freie Zweisamkeit: Beziehungsalternativen

Freie Zweisamkeit: Was ist das? Ein Konzept, das sich immer mehr etabliert und auch für ältere Menschen eine gute Alternative sein kann.
Freie Zweisamkeit: Beziehungsalternativen im Alter
Bild: iStock

Freie Zweisamkeit im Alter: Was ist das genau und wie kann das funktionieren?

Menschen sind nicht gern allein. Für ein erfülltes Leben brauchen sie soziale Kontakte und das Gefühl von Geborgenheit. Und tatsächlich gehören der Austausch mit anderen Menschen und das Miteinander zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine gute mentale und körperliche Gesundheit bis ins hohe Alter hinein. Viele wünschen sich darum auch lange nach dem 50. Geburtstag einen festen Partner und sehnen sich nach Nähe. Sie sind vielleicht geschieden oder verwitwet und haben das Alleinsein satt. Sich noch einmal verlieben, Schmetterlinge im Bauch spüren und wie ein Teenager auf Wolke 7 schweben: Davon träumt auch die reifere Generation. Manche sind dabei aber zwiegespalten. Sie leben vielleicht schon länger allein und wollen die Freiheit und Unabhängigkeit in ihren vier Wänden nicht aufgeben. Wieder Kompromisse eingehen, mit den Macken des Partners leben und Rücksicht nehmen müssen? Darauf können viele ältere Menschen gut verzichten. Kein Wunder, dass die sogenannte freie Zweisamkeit immer mehr auf dem Vormarsch ist. Sie ist ein Beziehungsmodell, dass vor allem bei der Altersgruppe Ü50 extrem beliebt ist und die Vorzüge einer festen Partnerschaft mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit verbindet. Wie genau die freie Zweisamkeit gestaltet wird, ist ganz unterschiedlich und hängt letztendlich von den eigenen Vorstellungen, Erwartungen und Wünschen ab.  

Wie kann eine freie Zweisamkeit aussehen? 

Das Wichtigste ist, dass sich beide Partner eine freie Zweisamkeit wünschen und auch konsequent hinter dem gewählten Modell stehen. Es bringt nichts, wenn einer von beiden später insgeheim unzufrieden oder gar unglücklich ist. Sind zwei Menschen nach der Kennenlernphase so weit, dass die Beziehung langsam enger wird, sollte man sich darum in Ruhe zusammensetzen und versuchen, in Hinblick auf die Bedürfnisse auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, dass beide Partner jeweils ihre eigene Wohnung behalten und nicht zusammenziehen, sondern sich nur besuchen und gemeinsam die Freizeit gestalten. Diese freie Zweisamkeit nimmt vielen Menschen den Druck, denn sie müssen sich nun nicht permanent anpassen, sondern können sich bei Bedarf in ihre eigenen vier Wände zurückziehen. Die Freude und die Neugier aufeinander bleiben erhalten, wenn man sich nicht rund um die Uhr sieht, und es kommt erst gar nicht zu alltäglichen Streitereien wegen herumliegender Socken oder anderer Banalitäten im Haushalt. Gerade ältere Menschen, die schon etwas länger alleine leben, haben ihre festen Gewohnheiten und Rituale, die sie nur ungern und schwer wieder aufgeben können. Die freie Zweisamkeit gibt beiden Partnern die Möglichkeit, zu Hause so zu sein, wie sie nun einmal sind, ohne sich aus Angst vor Auseinandersetzungen ständig verbiegen zu müssen. Dennoch sind sie nicht alleine, denn falls sie das Bedürfnis haben, mit dem Partner zu sprechen oder ihn zu sehen, ist das jederzeit möglich. Sie geniessen zum einen die gemeinsame Zeit, zum anderen aber auch die Freiheit, zu Hause das zu tun, was sie möchten.  

Das etwas andere Beziehungsmodell 

Die freie Zweisamkeit kann aber auch ganz anders aussehen. Nämlich dann, wenn beide Partner vereinbaren, dass nebenbei auch andere Sexualpartner erlaubt sind. Für dieses Konzept sind gegenseitiges Vertrauen und Verständnis extrem wichtig. Die Gründe für eine solche freie Zweisamkeit können ganz verschieden sein. Vielleicht hat einer von beiden kein Interesse mehr an Sexualität, während der andere noch sehr aktiv ist. Oder man wünscht sich im reiferen Alter einfach noch etwas Abwechslung. Die offene Beziehung kann aber auch wieder frischen Wind in eine langjährige und/oder eingefahrene Partnerschaft bringen. Man betrachtet den Partner nämlich plötzlich mit ganz anderen Augen, wenn man feststellt, dass er für Andere attraktiv und begehrenswert ist. Ein Problem ist jedoch oft der Umgang mit der Eifersucht. Vor allem dann, wenn dem eigenen Partner irgendwann zu wenig Aufmerksamkeit und Zeit geschenkt wird und sich das Leben hauptsächlich um die (oftmals wechselnden) Sexualpartner dreht. Darum sollte das Paar intensiv miteinander im Gespräch bleiben, eventuelle Befürchtungen und Ängste sofort ansprechen und offen miteinander kommunizieren. Dann könnte die freie Zweisamkeit durchaus funktionieren. Eines steht nämlich fest: Auch im Alter hat jeder Mensch das Recht, seine individuellen Bedürfnisse zu befriedigen und Grenzen zu erkunden. Allerdings darf der Partner dabei nicht auf der Strecke bleiben. 


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