Arbeitslosigkeit: Alte sind nicht gesucht

Die Arbeitswelt will keine Alten: Zu diesem Fazit kam J.C. (†55) nach langer Arbeitslosigkeit und nahm sich das Leben, schreibt Céline Krapf auf «blick.ch».
50plus finden keinen Job mehr
So soll es noch lange sein: 50plus wollen arbeiten, gebraucht werden.

Die Arbeitslosigkeit trieb ihn in den Tod: Jahrelang hatte J. C.* (†55) versucht, wieder in die Arbeitswelt einzusteigen - ohne Erfolg. Schliesslich sah er keinen Ausweg mehr und nahm sich Ende Juni das Leben. Sein Schicksal sei kein Einzelfall, sagt Heidi Joos (61), Geschäftsführerin des Vereins 50plus outIn work.

Gestern versammelten sich Mitglieder der Organisation am ehemaligem Wohnort von C. in Künten AG. Sie gedachten des Verstorbenen und machten auf die Problematik der Arbeitslosigkeit ab 50 aufmerksam. J. C. sei ein typischer Fall: Kadermann im Marketing, stand er als über Fünfzigjähriger von einem Tag auf den anderen ohne Job da.

Allein im Juli waren laut Bundesamt für Statistik rund 54'000 über 50-Jährige auf Stellensuche. Über Jahre sucht auch J. C. verzweifelt einen Weg zurück in die Berufswelt, bis er mit seiner Hoffnung am Ende ist und den Freitod als letzten Ausweg sieht. "Die Arbeitslosigkeit zerstörte seine Beziehung zur Familie, seine finanziellen Reserven und schlussendlich seine Motivation zu leben", sagt Joos.

"Er wünschte sich nichts sehnlicher als einen Job. Aber die Demütigungen durch Behörden und die ständigen Absagen liessen ihn verzweifeln." Heidi Joos kannte J. C. durch die Organisation 50plus outIn work, die älteren Arbeitslosen Unterstützung anbietet. Der Verein, gegründet 2012, hat bereits mehrere Hundert Mitglieder.

Die Geschäftsführerin ist überzeugt: "So kann es nicht weitergehen. Die Feindlichkeit gegenüber Älteren muss aufhören." Das Haupt­prob­lem: Ältere Angestellte sind den Arbeitgebern zu teuer. "Lieber holen sie junge, günstige Arbeitskräfte aus dem Ausland."

Die hohen Kosten rühren unter anderem daher, dass die Abgaben an die Pensionskasse im Alter erhöht werden, und diese Mehrkosten treffen beide, den Angestellten und den Arbeitgeber. Bis zum 34. Lebensjahr fliessen nur sieben Prozent des Lohns an die berufliche Vorsorge.

Ab 55 sind es 18 Prozent. "Wir müssen die Bevölkerung für diese Problematik sensibilisieren und die Firmen in die Pflicht nehmen", sagt Joos. "Und es braucht kostengünstige Weiterbildungen für Quereinsteiger. Die veralteten Strukturen der Sozialhilfe, sagt sie, seien einfach nicht mehr zeitgemäss."


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