Elternrolle neu definieren: Loslassen lernen

Das Verlassen des sicheren Nestes ist nicht nur für erwachsene Kinder, sondern vor allem für deren Mütter und Väter eine besonders schwierige Situation. Das Haus wirkt plötzlich verlassen und weitaus stiller als gewohnt. Dieses Empfinden ist jedoch völlig normal und betrifft beinahe jeden liebenden Elternteil. Nach einiger Zeit wird das schmerzhafte Gefühl jedoch deutlich schwächer. Mithilfe einiger einfacher Massnahmen werden auch Sie sich rasch an die neue Lebenssituation gewöhnen. 

Eltern und das Empty-Nest-Syndrom

Ein kinderleeres Haus ruft sowohl bei Müttern als auch bei Vätern in den ersten Wochen und Monaten ein mulmiges Gefühl hervor. Diese Wahrnehmung ist in der Psychologie unter dem Begriff "Empty-Nest-Syndrom" bekannt und daher keine Seltenheit. Darunter sind vorrangig psychische Verstimmungen, welche kurz nach dem Auszug des Kindes auftreten, zu verstehen. Der Trennungsschmerz scheint in der Anfangszeit unüberwindbar. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass Sie diese negativen Empfindungen möglichst rasch hinter sich lassen und die schönen Seiten Ihres neuen Alltags geniessen. Sie haben Ihr Kind schliesslich nicht verloren. Nach dem Auszug entwickelt sich oftmals eine weitaus engere und freundschaftlichere Beziehung, da der Stress des gemeinsamen Alltags komplett wegfällt. 

Wie können sich Eltern auf den Auszug des Kindes vorbereiten?

Fast jeder Elternteil hat mit dem Loslassen zunächst zu kämpfen. Dennoch ist der Abnabelungsprozess ein wichtiger Teil im Leben des nun erwachsenen Kindes. Ausreichend Freiraum ist bereits im Kindesalter von grosser Bedeutung, um Erfahrungen zu sammeln und somit den Horizont zu erweitern. Teenager und Erwachsene brauchen oftmals etwas mehr Abstand, um sich weitentwickeln und schliesslich auf eigenen Beinen stehen zu können. Mütter und Väter sollten sich daher bereits vor dem Auszug des Kindes Gedanken über die Zukunft in einem leeren Haus machen. Auf diese Weise können Sie sich optimal auf den grossen Tag vorbereiten und letzten Endes schneller loslassen. Hierbei sind folgende Tipps und Tricks überaus hilfreich:

Gefühle nicht verbergen

Wenn Sie mit dem Trennungsschmerz zu kämpfen haben, sollten Sie unbedingt mit einer vertrauten Person darüber sprechen. Eine aufrichtige Unterhaltung mit dem Partner oder der Partnerin, Familienmitgliedern sowie guten Freunden kann in dieser Situation besonders hilfreich sein. Oftmals können Personen in Ihrem Umkreis über ganz ähnliche Erfahrungen berichten. Scheuen Sie sich daher nicht davor, Ihr seelisches Befinden mit Ihren Liebsten zu teilen. 

Ablenkung

Ablenkung ist ein überaus gutes Mittel gegen depressive Verstimmungen. Nutzen Sie Ihre Freizeit daher für schöne Aktivitäten. Treffen Sie sich mit Freunden oder machen Sie Ausflüge. Zudem ist Sport eine besonders nützliche Möglichkeit, um negative Gedanken zu bekämpfen. Verkriechen Sie sich jedoch keinesfalls in Ihren eigenen vier Wänden. Die Isolation von der Aussenwelt kann Ihren Schmerz letztendlich noch weiter verstärken.

Neue Hobbys

Die Suche nach Hobbys ist in vielerlei Hinsicht empfehlenswert. Das Erlernen neuer Fähigkeiten bereichert Ihr Leben ungemein und hilft Ihnen bei der Umgewöhnung. Dadurch wird das Loslassen des Kindes deutlich leichter und Sie sorgen für mehr Abwechslung in Ihrem Alltag. Beginnen Sie Aktivitäten, die Sie schon immer ausprobieren wollten und seit längerer Zeit aufschieben. 

Beziehungen stärken

Kinder benötigen in jedem Alter einen Grossteil Ihrer Aufmerksamkeit. Dies verändert sich auch nicht, wenn die lieben Kleinen plötzlich erwachsen werden. Dadurch gerät jedoch in vielen Fällen auch die Partnerschaft etwas in den Hintergrund. Wenn sich Ihr Kind für ein eigenes Leben ausserhalb des elterlichen Nestes entscheidet, können Sie Ihre Liebesbeziehung zu Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin wieder auflodern lassen. Aufgrund Ihres plötzlich kinderlosen Zuhauses lernen sich viele Paare von einer ganz anderen Seite kennen und berichten von völlig neuen Erfahrungen auf der Beziehungsebene. 
Diese unterschiedlichen Bewältigungsmöglichkeiten sind für viele Eltern bei der Umgewöhnung von grossem Nutzen. Probieren Sie diese aus und blicken Sie entspannter in die Zukunft. Der Auszug des Kindes ist nicht das Ende der Welt und kann für alle Beteiligten zu einem schönen Neuanfang werden.