Hirncoach-Kolumne
Die geheime Kraft des Lächelns
Vielleicht tun Sie dabei das, was viele tun: Ernst schauen und angestrengt die Stirn runzeln. Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, dann ist es dieser: Lächeln Sie! Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen eindrücklich, dass wir durch ein einfaches Lächeln schneller und besser lernen und uns zudem länger konzentrieren können.
Ein Lachen gibt dem Gehirn ein positives Signal, welches nicht nur unsere Gemütslage, sondern auch unsere Leistungsfähigkeit direkt verbessert. Dieses Zusammenspiel von Lachen und Lernen ist bereits bei Kleinkindern beobachtbar.
Bei der Analyse des Lern- und Lachverhaltens konnten französische Wissenschaftler/innen nachweisen, dass nur die Kleinkinder eine Aufgabe verstanden und gelernt haben, die während der Lernphase gelächelt haben.
«Endlich habe ich mein geliebtes Tandem wieder!» Mit dieser sogenannten Eselsbrücke und der damit verbundenen bildlichen Vorstellung konnte ich mir damals im Lateinunterricht endlich einprägen, dass das lateinische Wort «tandem» auf Deutsch «endlich» bedeutet. Sicherlich fallen Ihnen gewagtere oder lustigere Merkhilfen ein, welche die Jahre seit Ihrer Schulzeit mühelos überdauert haben.
Solche kleinen Beispiele zeigen, dass unser Gehirn nicht primär ein ernstes, seriöses Organ ist, sondern dass es Bilder mag und Humor liebt - und dies unabhängig vom Alter.
Laut Längsschnittuntersuchungen werden wir mit zunehmendem Alter zwar ernster und lachen weniger, doch unser Gehirn verändert seine Präferenz für Humor nicht. Effektives Lernen ist somit alles andere als eine ernste Angelegenheit, sondern ein freudiger mit humorvollen Bildern bereicherter Prozess.
Wenn Sie, als lebenslange/r Lernende/r, solche Prinzipien anwenden, werden Sie sich auch mutiger an neuen Lernstoff heranwagen.
Lachen bewirkt aber noch viel mehr als das Ankurbeln unserer Lernprozesse: Lachen stärkt unser Immunsystem, senkt unser Schmerzempfinden und verhilft uns zu Entspannung. Auch wird beim Lachen ein Hormoncocktail ausgeschüttet, der uns durch und durch guttut.
Es werden körpereigenen Opioide ausgeschüttet, so zum Beispiel die Glückshormone Dopamin und Serotonin, welche unsere Selbstheilungskräfte erhöhen und Stress-Hormone abtöten. So können durch regelmässiges Lachen tatsächlich depressive Symptome vermindert und Stress abgebaut werden.
Als ob dem nicht schon genug wäre, können noch weitere positive Auswirkungen des Lachens aufgeführt werden: Neben der direkten Erhöhung unserer Stimmungslage steigert das Lachen unsere Kreativität und hält sogar fit.
Forschende aus den USA haben mit Erstaunen festgestellt, dass die Hormonausschüttung nach einem Lachanfall, der im Schnitt sechs Sekunden dauert, etwa der Hormonausschüttung nach einer Joggingrunde entspricht.
Natürlich möchte ich damit nicht sagen, dass Sie lieber lachen statt sich bewegen sollten, da es kaum etwas gibt, das die positive Wirkung der Bewegung auf unsere Gehirngesundheit übertreffen kann. Trotzdem: Auch lachen hält uns fit, sowohl körperlich als auch mental.
Darum lächeln Sie, wann immer Sie daran denken und auch wenn es Ihnen vielleicht momentan nicht gerade drum ist. Lächeln Sie – Ihrem Gehirn und Körper zuliebe.
Dr. Barbara Studer ist Neuropsychologin, Dozentin und Leiterin von Synapso, die Fachstelle für Lernen und Gedächtnis der Universität Bern. Sie ist Initiantin der Plattform www.hirncoach.ch, welche älteren Personen kostenlos Anregungen für die tägliche Hirnfitness liefert. Via Homepage registrierten Personen werden alle 2 Wochen Übungen und Impulse zugeschickt.