HIRNCOACH-KOLUMNE
Unser Gehirn braucht viel Wasser
In meinem «Morgenritual» kommen folgende 3 Handlungen fast immer vor: Ich strecke mich und denke an 3 Dinge, für die ich heute besonders dankbar bin. Dann mache ich Kräftigungsübungen und überlege mir, auf welche 3 Dinge ich mich heute besonders freue. Und wenn ich danach in der Küche stehe, um das Frühstück vorzubereiten, trinke ich zuerst ein grosses Glas Wasser.
Der Fokus der heutigen Kolumne liegt auf dem letzten Teil dieses Morgenrituals, dem Trinken von Wasser. Obwohl der Körper beim Schlafen relativ inaktiv ist, verliert er im Laufe einer Nacht bis zu zwei Liter Wasser.
Um diesen Flüssigkeitsverlust auszugleichen, tun wir gut daran, am Morgen ein bis zwei Gläser Wasser zu trinken. Einerseits benötigt unser Körper die Flüssigkeit, um wichtige Salze wie Kalium und Natrium zu transportieren und Stoffe wie Vitamine zu lösen. Andererseits aktiviert die Flüssigkeitsaufnahme den Kreislauf und mobilisiert unsere Gehirnzellen.
Tatsächlich hat Trinken viel mit Gehirnfitness zu tun. Wussten Sie, dass unser Gehirn zu etwa 80 % aus Wasser besteht? Für die Energieversorgung des Gehirns spielt Wasser daher eine zentrale Rolle. Wird der Körper nicht ausreichend mit Flüssigkeit versorgt, ist auch die Durchblutung im Gehirn reduziert.
Als Folge davon verfügen unsere Gehirnzellen über weniger Energie, was sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit auswirkt. So zeigen wissenschaftliche Studien, dass unsere Konzentration durch Dehydrierung um rund einen Drittel sinkt. Selbst nach zwei Stunden Regenerierung sind die Effekte weiterhin messbar: Studienteilnehmende, die zu wenig getrunken hatten, lagen hinsichtlich der Konzentration weiterhin knapp 20 % hinter den Personen, die genügend getrunken hatten.
Wenn wir also möchten, dass unsere Neurone, die Nervenzellen im Gehirn, optimal miteinander kommunizieren können, sollten wir sie auch mit genügend Flüssigkeit versorgen. Tun wir das nicht, beeinträchtigt dies nicht nur unsere Konzentration, sondern auch komplexe Denkleistungen und die Lernfähigkeit.
Forschungsstudien mit Tieren konnten zeigen, dass bei andauerndem Flüssigkeitsmangel Nervenzellen sogar absterben können. So gehen Forschende und Ärzte Ärztinnen inzwischen davon aus, dass rund zehn Prozent der Alzheimer-Patienten kognitive Ausfälle haben, weil sie zu wenig trinken.
Um ein Leistungstief zu vermeiden, ist das Trinken von Wasser natürlich nicht nur nach dem Aufstehen, sondern verteilt über den ganzen Tag von grosser Wichtigkeit. Da wir mit jedem einzelnen Atemzug Flüssigkeit verlieren, so über den Tag verteilt rund einen halben Liter Wasser «ausatmen» und auch durch die Haut mehr als einen Liter Wasser am Tag ausscheiden, regulieren wir mit etwa zwei Litern Wasser am Tag den Flüssigkeitshaushalt optimal.
Neben dem Durstempfinden ist auch verfärbter Urin ein wichtiges Anzeichen dafür, dass Ihr Körper und Ihr Gehirn Wasser brauchen. Sollten Sie selten Durst haben – und davon berichten viele ältere Personen – trinken Sie trotzdem regelmässig und genug. Eine simple aber sehr effektive Hilfestellung dafür ist diese: Stellen Sie jeden Morgen einen grossen mit Wasser oder Tee gefüllten Krug bereit, den Sie bis am Abend ausgetrunken haben sollen.
Damit werden Sie ans regelmässige Trinken erinnert und haben die Kontrolle über die Trinkmenge. Und auf wunderbare Weise bringen Sie damit sogar Ihre Gehirnzellen in Schwung.
Dr. Barbara Studer ist Neuropsychologin, Dozentin und Leiterin von Synapso, der Fachstelle für Lernen und Gedächtnis der Universität Bern. Sie ist Initiantin der Plattform www.hirncoach.ch, welche älteren Personen kostenlos Anregungen für die tägliche Hirnfitness liefert. Via Homepage registrierten Personen werden alle 2 Wochen Übungen und Impulse zugeschickt.