Das Beste kommt zum Schluss

Studierende der HWZ in Zürich verfassten einen Artikel, was das Glück der Babyboomer ausmacht.
Alter, alt sein, Glücklich sein im Alter,
Produktivität im Alter ist kein Einzelfall (Bild Jez Timms on Unsplash)

Von Sila Coskun

Seine handgefertigten Designermöbel faszinieren zurzeit die Welt der Stars und Sternchen. Seit der Eröffnung seines Pop-up Stores im Zürcher Kreis 8, stehen die Menschen vor der Eingangstüre Schlange. Hans Peter Gygax lebt, wie er sagt, im Alter von 72 Jahren sein bestes Leben.

Hans Peter Gygax wohnte sein Leben lang in einem kleinen Dorf im Kanton Graubünden und arbeitete dort als Postautofahrer. Nach seiner Pensionierung entschloss er sich, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen und wagte den grossen Schritt nach Zürich. «Ich war todunglücklich als Postautofahrer. Meine Frau war arbeitsunfähig und wir brauchten das Geld.

Also biss ich bis zur Pension auf die Zähne», erzählt er stolz. Danach stellte sich sein Leben auf den Kopf. Er zog mit seiner Frau nach Zürich und begann, alte Möbel vor dem Scheiterhaufen zu retten. Hans Peter Gygax erklärt: «Oft waren die Möbelstücke noch wie neu. Ich fand das sehr schade und nahm sie deshalb zu mir nach Hause. In der Garage hatte ich mir einen kleinen Bastelraum zusammengestellt und fing an, die Möbel umzugestalten». Mit Erfolg.

Seine Möbelstücke sind auf allen sozialen Plattformen zu sehen und prominente Personen, wie zum Beispiel Roger Federer, bestellen bei ihm handgefertigte Unikate für ihre Penthouses und Villas. 

«Das alles begann ganz bescheiden», erklärt Hans Peter Gygax weiter. Sein Nachbar entdeckte beim ihm beim Vorbeigehen seinen alten Tisch. Diesen hatte er letzte Woche in den Müll geworfen und war erstaunt. Auf die Bitte von Hans Peter Gygax gab der Nachbar ihm zwei Wochen Zeit, um den Tisch zu recyceln. «Ich traute meinen Augen nicht. Aus dem grässlichen Massivholztisch wurde ein wunderschöner Gartenstuhl.

Ich musste ein Vorher-Nachher-Bild auf Facebook posten», erklärt der Nachbar. Dann ging alles sehr schnell. Auf einmal wollten unbekannte Personen aus der ganzen Schweiz seine Möbel bei Hans Peter Gygax vorbeibringen. «Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so produktiv wie jetzt», beteuert Hans Peter Gygax.

«Produktivität im Alter ist kein Einzelfall»

Ursula Marie Staudinger, geboren in Deutschland, ist als Professorin für soziomedizinische Wissenschaften und als Professorin für Psychologie an der Columbia University in New York tätig. «Produktivität im Alter, wie bei Herrn Gygax, ist kein Einzelfall. Die meisten Menschen glauben, dass die Produktivität im Alter sinkt.

Das stimmt so nicht ganz. Andere Studien bestätigen, dass die Produktivität im Alter von 65 Jahren und aufwärts wieder leicht ansteigt», erzählt Ursula Marie Staudinger. Ein Blick auf die Zahlen vom Bundesamt für Statistik zeigt, dass sich die Alterspyramide in den nächsten 30 Jahren verändern wird. Die Spitze der Alterspyramide wird sich auf kantonaler und nationaler Ebene allmählich verbreitern. Die Babyboom-Generation tritt in eine höhere Altersklasse ein und der Anteil der Personen ab 65 Jahren steigt schneller an als der Anteil der anderen Altersklassen.

Die Blütezeit des Lebens

Die Glücksforschung beschreibt, dass die meisten Menschen im Alter von 20 Jahren ihren ersten Höhepunkt von Glück und Zufriedenheit erreichen. Sie haben sich gerade erst ihre Freiheit erkämpft und blicken in eine zufriedene und positive Zukunft. Ab dem 30. Lebensjahr scheint das Glückgefühl jedoch bereits zu schwinden.

Steigender Karrieredruck, die Familienplanung oder die Partnersuche beeinträchtigen die Zufriedenheit. Die Glückkurve erreicht schliesslich, gemäss Glückforschung, im Alter zwischen 40 und 50 Jahren seinen Tiefpunkt. In der vermeintlichen Blütezeit unseres Lebens. Erst ab Mitte 50 steigt die Zufriedenheit wieder an und erreicht oft in den letzten Lebensjahren erneut einen Höhepunkt.

«Ich bereue nichts», erzählt Hans Peter Gygax stolz. Er schafft es im Alter von 72 Jahren, sich seine Blütezeit zurückzuerobern und startet voller Elan mit seinem Businesskonzept durch. Hans Peter Gygax hat etwas gefunden, dass ihn mit Freude erfüllt und in dem er richtig gut ist

Finanziell muss sich Hans Peter Gygax nie wieder Sorgen machen. Er wird noch immer mit Anfragen überhäuft und ein zweiter Pop-up Store in Graubünden ist auch bereits geplant. Er blickt auf eine positive Zukunft und freut sich auf die kommenden Jahre. Auf die Frage, ob er sich irgendwann zur Ruhe setzen möchte, antwortet er mit einem herzhaften Lachen.


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