Das Alter hat für viele seinen Schrecken verloren

Die Menschen sehen das Altern nicht nur negativ. Sie sind offen gegenüber Hilfsmitteln und fühlen sich fit. Viele möchten bis 67 arbeiten.
Das Alter hat für viele seinen Schrecken verloren
Im Alter glücklich zu sein, ist für viele sehr wahrscheinlich (Foto: Brett Meliti on Unsplash)

Die Mitteleuropäer werden bekanntlich immer älter – das gilt sowohl für den Aspekt des steigenden Durchschnittsalters als auch für den der Lebenserwartung.

Was aber bedeutet es, alt zu sein, und ab wann ist ein Mensch eigentlich alt?, fragt Matthias Wallenfels in der «Ärztezeitung».

Die Einschätzung, wann das "Alter" beginnt, ist offensichtlich sehr variabel. Sie differiert zwischen den einzelnen Berufsgruppen. Angestellte, Beamte und Selbstständige/Freiberufler gaben laut DIA am häufigsten an, dass das "Alter" ab 70 Jahren beginnt.

Ungelernte Arbeiter gaben dagegen am häufigsten an, dass "das Alter" schon ab 60 Jahren beginnt. Interessant ist, dass für etwas mehr als jeden sechsten Freiberufler (17 Prozent) das "Alter" sogar erst ab 80 Jahren beginnt. Bei Angestellten und Beamten gilt dies für nur acht beziehungsweise sieben Prozent der Befragten.

Die Zahlen stammen aus der aktuellen DIA-50plus-Studie "Einzigartigkeit des Alterns" des Meinungsforschungsinstituts Insa-Consulere und des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), die vor Kurzem im Bundesgesundheitsministerium vorgestellt wurde.

Für die Studie wurden 1010 Deutsche unter 50 Jahren und 2051 über 50 Jahren befragt. Beide Gruppen sind laut DIA repräsentativ für die zugehörigen Alterskohorten.

Auch die berufliche Situation wird in der Studie beleuchtet. Resultat: Je älter die Befragten, desto häufiger möchten sie so lange arbeiten, wie sie gesundheitlich dazu in der Lage sind.

Die unter 60-Jährigen wollen im Schnitt nicht länger arbeiten als bis zum 63. Lebensjahr. Ab dem 60. Lebensjahr steigt die Bereitschaft aber, bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten.

Für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lässt das nur eine Schlussfolgerung zu: "Die Ergebnisse der Insa-Studie zeigen, dass ältere Menschen nicht weniger leistungsfähig sind als jüngere, sondern dass sie anders leistungsfähig sind".

DIA-Sprecher Klaus Morgenstern erläuterte, dass es bei der 50plus-Studie darum gehe, eine Kultur des aktiven Alterns zu unterstützen. Älteren Menschen müsse, wenn sie es wünschen, die Chance gegeben werden, sich länger auf dem Arbeitsmarkt zu halten und so lange wie möglich gesund, aktiv und unabhängig leben zu können.

Insa-Geschäftsführer Hermann Binkert wies darauf hin, dass die Altersgruppen der zweiten Lebenshälfte weiter an Bedeutung gewinnen. So seien 51 Prozent der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland über 50 Jahre alt. Gleichzeitig entspreche dies 56 Prozent der Wahlberechtigten und rund 60 Prozent der Wähler.

Gefragt wurden die Teilnehmer auch nach der Einschätzung der Lebensqualität in den einzelnen Altersstufen. Demnach schätzen 79 Prozent – und damit mehr als für jeden anderen Lebensabschnitt – die Lebensqualität der Erwachsenen mittleren Alters als gut ein.

Deutlich schlechter wird die Lebensqualität der Älteren, Senioren und Rentner von den Befragten bewertet. Gerade einmal jeder zweite Befragte (52 Prozent) schätzt die Lebensqualität dieser Altersgruppe als gut ein.

Interessant: Die Befragten über 70-Jährigen schätzen ihre Lebensqualität zu 60 Prozent gut ein. Bei den Befragten unter 30-Jährigen denken nur 46 Prozent, dass die Lebensqualität der Senioren gut sei.

Gefragt wurde in der Studie auch nach Bekanntheit und Akzeptanz von Alltagshilfen im Alter. Laut Studie sind die Deutschen sehr offen, wenn es um solche Alltagshilfen geht.

Ob Rollator, Treppenlift oder mobiler Pflegedienst – jeweils 80 Prozent und mehr kennen die wichtigsten Alltagshilfen. Die Mehrheit kann sich vorstellen, diese, wenn nötig, auch zu nutzen, oder sie nimmt sie bereits in Anspruch.

Unterschiedliche Sichtweisen zeigen sich auch in der Bewertung von Hörgeräten: Sowohl ältere als auch jüngere Befragte verbinden mit Hörgeräten am ehesten Schwerhörigkeit. Dabei sehen fast zwei Drittel der Befragten über 50 Jahre in einem Hörgerät ein Mittel zu besserer Kommunikation und Interaktion.

Bei den Befragten unter 50 sieht dies knapp jeder Zweite so. Knapp vier von zehn Befragten über 50 Jahren verbinden mit einem Hörgerät auch eine grössere Sicherheit im Strassenverkehr – diese Ansicht wird von jedem Vierten unter 50 geteilt.

Für zwei Drittel der Deutschen (63 Prozent der unter 50-Jährigen und 66 Prozent der über 50-Jährigen) ist die Selbstständigkeit eine gute berufliche Alternative.

Etwa jeder zehnte Befragte ist selbstständig. Weiter kann sich jeder fünfte Befragte (20 Prozent) vorstellen, sich selbstständig zu machen.

Allerdings würde sich nur jeder zweite Befragte, der selbstständig war bzw. ist, wieder für die Selbstständigkeit entscheiden.


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