Flexibilität
Darum werden ältere Menschen so unflexibel
Senioren haben sprichwörtlich eine lange Leitung. "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr", heisst es. Australische Forscher haben dem Phänomen nun bei Mäusen nachgespürt und den Verfall eines bestimmten Teils des Nervensystems als Ursache dafür ausgemacht, dass das Erlernen neuer Verhaltensweisen im Alter schwerer fällt.
Die Wissenschaftler um Miriam Matamales und Jesus Bertran-Gonzalez von der University of Queensland in Brisbane setzten junge und alte Mäuse in eine Kammer. Sie trainierten die Tiere darauf, mit ihrem Schnäuzchen zwei Hebel zu drücken: einen für normale und einen für gesüsste Getreidepellets.
Dann wurden die Tiere in eine zweite Box gesetzt, in der sie eine Stunde lang unbegrenzten Zugang zu den Pellets hatten - allerdings nur zu einer Sorte. Direkt danach wurden die Mäuse wieder in ihre ursprüngliche Kammer verfrachtet, wo sie wie gehabt zwischen beiden Geschmacksrichtungen wählen konnten.
Sowohl die jungen als auch die alten Mäuse waren der eine Stunde verfügbaren Pellets überdrüssig und drückten lieber den Hebel für die andere Sorte. Nun vertauschten die Forscher aber die Futtertypen der beiden Hebel. Junge Mäuse kapierten das schnell und wählten wieder die gewünschte der beiden Möglichkeiten.
Die Senioren aber kamen durcheinander, drückten verwirrt beide Hebel gleich häufig. Wenn sich Umweltbedingungen ändern, dann kann es nötig sein, wie in diesem Versuch eigene Strategien anzupassen - also die bisher günstigen Handlungen abzuwandeln oder ganz neue zu erlernen. Die Fähigkeit, zwischen Handlungsmöglichkeiten auszuwählen, wird von einer bestimmten Hirnregion, dem Striatum, gesteuert.
Parallel zum Verlust der Verhaltensflexibilität verfalle im Alter ein bestimmter neuronaler Pfad, so die Studienautoren im Fachjournal "Neuron". Das führe zu Fehlern bei der Aktivierung von Neuronen in der Hirnregion des Striatums. Wurde dieser Pfad bei jungen Mäusen künstlich mit einem Wirkstoff unterbrochen, waren sie genauso verwirrt wie die älteren Artgenossen.
So düster die Ergebnisse klingen: Studien haben in der Vergangenheit gezeigt, dass das Gehirn kein unveränderlicher Bau ist, an dem unablässig der Zahn der Zeit nagt. Auch bei Erwachsenen werden noch neue Nervenzellen gebildet, und dies auch in der Hirnregion für Lernen und Gedächtnisbildung.
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