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CAR-T-Zelltherapie: Den Krebs mit eigenem Blut bekämpfen

Blut kann Krebs heilen: Bei der CAR-T-Zelltherapie werden Immunzellen gentechnologisch so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und bekämpfen.
CAR-T-Zelltherapie: Den Krebs mit eigenem Blut bekämpfen
«Es ist faszinierend zu erleben, wie man das eigene Immunsystem so verändern kann, dass es Tumorzellen erkennt und zerstört.»

Bei der CAR-T-Zelltherapie werden dem Patienten eigene Abwehrzellen entnommen, im Labor aufbereitet und über eine Infusion wieder zugeführt – ganz ohne Fremdspende. Im Interview erklärt Prof. Dr. med. Christoph Renner, Facharzt für Hämatologie, Allgemeine Innere Medizin und Medizinische Onkologie an den Kliniken Hirslanden und Im Park in Zürich, was im menschlichen Körper während der Immuntherapie abläuft und bei wem sie Erfolg verspricht.

Bei welchen Patientinnen und Patienten verspricht die neuartige Immuntherapie mit CAR-T-Zellen Erfolg?

In der Schweiz ist die Immuntherapie für Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen auf folgenden Gebieten zugelassen: akute lymphatische Leukämie von Kindern und Jugendlichen, diffus-grosszellige B-Zell-Lymphome und primär mediastinale B-Zell-Lymphome. Bei Patientinnen und Patienten mit entsprechenden Erkrankungen konnten bisher unerreichte Ansprechraten für einen zum Teil langen Zeitraum mit einer einmaligen CAR-T-Zelltherapie erzielt werden. Daher wurde diese neue Behandlungsform bereits in den USA und Europa zugelassen.

Weshalb können nur wenige Menschen von dieser Therapie profitieren?

Die Zulassung und festgelegte Vergütung gilt nur für Patienten mit den bereits erwähnten Erkrankungen. Wenn zudem akzeptierte Standardtherapien keinen Erfolg gebracht haben, qualifizieren sich die Patientinnen und Patienten für die Behandlung. Dies sind ca. 80 bis 100 Patienten pro Jahr in der Schweiz. Allerdings schreitet die klinische Forschung auf dem Gebiet der CAR-T-Zelltherapie rasch voran. Wir rechnen mit weiteren Zulassungen, beispielsweise in der Behandlung von Myelomen, im Jahr 2021.

Was passiert im menschlichen Körper während einer Immuntherapie mit CAR-T-Zellen?

Dem Patienten werden seine eigenen Abwehrzellen, die sogenannten T-Zellen, mittels Blutwäsche entnommen. Anschliessend werden sie in einem spezialisierten Labor genetisch so umprogrammiert, dass sie die jeweiligen Tumorzellen erkennen und zerstören können. Nach der Umprogrammierung werden die Zellen vermehrt und dann dem Patienten mittels Infusion zurückgegeben. Die umprogrammierten T-Zellen (nach der Umprogrammierung CAR-T-Zellen genannt) müssen im Körper des Patienten die Tumorzellen aufspüren, sich an diese binden und sie zerstören. Dieser Prozess der Zellaktivierung und -vermehrung ähnelt den körpereigenen Prozessen, wie sie beispielsweise bei einem Virusinfekt ablaufen können.

Wie erholt man sich nach einer CAR-T-Zelltherapie? Was sind die Hauptbeschwerden?

In der Regel vertragen die Patienten die Zellentnahme und -rückgabe problemlos. Wie bereits erwähnt, werden die Abwehrzellen nicht nur umprogrammiert damit sie die Tumorzellen erkennen, sondern auch aktiviert. Dadurch können schwere Grippe-ähnliche Beschwerden auftreten und die Patienten müssen stationär überwacht werden. Zudem können Verwirrtheitszustände auftreten. Generell ist die Intensität der Behandlung in der Regel geringer als bei einer vergleichbaren Stammzellbehandlung. Die meisten Patienten erholen sich innerhalb weniger Wochen nach der Zellrückgabe.

Sie sind Hämato-Onkologe und haben sich diesem spezifischen Gebiet der Krebstherapie gewidmet. Woher kommt Ihre Faszination für diese Behandlungsart?

Aufgrund meiner Doktorarbeit während des Medizinstudiums bin ich mit der Immuntherapie in Kontakt gekommen. Seitdem habe ich mich wissenschaftlich und klinisch stets intensiv mit dieser Thematik beschäftigt. Es ist faszinierend zu erleben, wie man das eigene Immunsystem so verändern kann, dass es Tumorzellen erkennt und zerstört. Vielleicht erlebe ich noch den Zeitpunkt, wenn man durch Immunstimulation einen Grossteil aller Krebserkrankungen heilen, beziehungsweise kontrollieren kann.

Sie haben viele Jahre an der Immuntherapie mit CAR-T-Zellen geforscht. Was ist das für ein Gefühl, wenn die eigene Forschung plötzlich in der Krebstherapie eingesetzt wird und Menschen helfen kann?

Irgendwie schon komisch. Als wir vor gut zehn Jahren mit der Forschung auf diesem Gebiet angefangen haben, wurden wir zum Teil belächelt und mussten uns Kommentare anhören wie: «Ist doch viel zu kompliziert und aufwendig, das kann in der Klinik nicht funktionieren.» Nun ist es Realität und wir können selbst Patienten entsprechend behandeln. Ein grossartiger Erfolg für das Team! Nun hoffen wir, dass möglichst viele Patienten durch die Zelltherapie geheilt werden.

Ansprechperson

Die Privatklinikgruppe Hirslanden umfasst 18 Kliniken in 11 Kantonen, viele davon mit einem ambulanten Chirurgiezentrum und einer Notfallstation. Sie betreibt zudem 4 ambulante Praxiszentren, 17 Radiologie- und 5 Radiotherapieinstitute. Sie finden in jeder einzelnen Klinik optimale Voraussetzungen für eine rasche und umfassende Behandlung.


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