SICHERHEIT
50plus bewaffnen sich zum Selbstschutz
Die Schweizer erwerben mehr und mehr Schusswaffen - und unter den Käufern befinden sich auffallend viele Betagte. "In den letzten Monaten haben viele ältere Menschen einen Waffenerwerbsschein beantragt", sagt Josef Rust, Chef des Fachbereichs Waffen und Sprengstoff bei der Luzerner Kantonspolizei, der "NZZ am Sonntag".
Das Alter spiele beim Erwerb des Waffenscheins keine Rolle - solange die Antragssteller nicht entmündigt und vorbestraft seien. "Wir müssen ihnen von Gesetzes wegen einen Erwerbsschein ausstellen", so Rust weiter. Den Waffenerwerbsschein braucht man, wenn man in der Schweiz bewilligungspflichtige Waffen kaufen will; zu diesen gehören unter anderem Pistolen, Revolver, Repetiergewehre und halbautomatische Gewehre.
Viele Senioren würden aus Angst eine Waffe kaufen, begründet Rust. "Sie wollen sich schützen." Teilweise seien die Antragsteller über achtzig Jahre alt gewesen. Wie viele Betagte im Einzelnen wie viele Schusswaffen kaufen, wird in den allermeisten Kantonen nicht erfasst. Freiburg und Neuenburg bilden die Ausnahme.
So haben gemäss "NZZ am Sonntag" seit Anfang Jahr elf Personen im Alter zwischen siebzig und achtzig Jahren in Freiburg einen Waffenerwerbsschein beantragt. "Wenn wir Hinweise auf physische oder psychische Probleme haben, laden wir ältere Antragsteller vor", sagt Polizeisprecher Gallus Risse.
In Neuenburg hätten in den letzten zwei Jahren 31 Personen, die älter als siebzig waren, bewilligungspflichtige Waffen gekauft. Sechs Käufer seien sogar zwischen achtzig- und neunzigjährig gewesen. Stefan Oberlin von der Zürcher Kantonspolizei erklärt: "Es wird vermehrt ältere Personen geben, die eine Waffe erwerben wollen."
Die Entwicklung zeigt sich auch bei den Verstössen gegen das Waffengesetz, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Gemäss der neusten Statistik über die Verstösse gegen das Waffengesetz sind letztes Jahr 48 Personen, die älter als siebzig waren, wegen eines entsprechenden Verstosses verzeigt worden.
Vor fünf Jahren waren es 17 gewesen. Ähnlich sieht die Entwicklung bei den Sechzig- bis Siebzigjährigen aus: Letztes Jahr kam es in dieser Altersgruppe zu 105 Verzeigungen, vor fünf Jahren waren es 42 gewesen.