15 Fragen an Hans Fehr
«Nichts mehr machen, macht rasch alt»
1. Was haben Sie im Leben erreicht?
Mehr als erwartet. Erfüllte Jahre als Jüngster in einer guten Bauernfamilie, dann als Schüler, Lehrer, Offizier, Parteisekretär, Politiker, Langläufer, Geschäftsführer der Auns, Familienvater, Grossvater, Katzenliebhaber und nunmehr als Rebbauer sowie als Redaktor eines Politmagazins („Schweizerzeit“) mit einem gewissen Sprachtalent. Ich kann nicht nur viele Gedichte rezitieren, sondern mich auch ein wenig in Mittel- und Althochdeutsch ausdrücken.
2. Was haben Sie nicht erreicht, was Sie erreichen wollten?
Ich bin weder Millionär noch Maserati-Besitzer geworden und habe auch den Literatur-Nobelpreis nicht bekommen, kann aber mit diesen Defiziten leidlich umgehen.
3. Wenn Sie zurückblicken, auf was sind Sie besonders stolz?
Auf meine Frau, die sehr vieles, u.a. sehr gut schreiben, kann. Und auf meine Fähigkeit, angeblich komplexe Sachverhalte kurz und verständlich auf den Punkt zu bringen. Das habe ich seinerzeit zusammenmit Ueli Maurer zur Hochform entwickelt, als wir vor vielen Jahren Tür an Tür gearbeitet haben und uns oft morgens in der Frühe zum Kaffee getroffen und über aktuelle Politik gesprochen haben – stets unter der Prämisse: „Sag mir das Wesentliche in einem Satz!“
4. Was haben Sie verpasst im Leben?
Ich wurde nur ein mittelmässiger Klavierspieler und leider kein Konzertpianist.
5. Was würden Sie gerne noch lernen?
Eben – besser Klavierspielen!
6. Was kann man von Ihnen lernen?
Hart arbeiten, aber auch immer wieder das Leben geniessen. Und nach dem Leitsatz leben „Erfolg sicherstellen, statt Misserfolg begründen!“ – auch wenn dann natürlich nicht alles gelingt. Zu diesem Punkt eine kleine wahre Geschichte: Als der legendäre Zürcher Erziehungsrat Dr. Alfred Gilgen eines Tages zur Arbeit kann, hatte seine Sekretärin an der Wand in ihrem Büro den Schriftzug „Wo gearbeitet wird, passieren Fehler“ aufgehängt. Gilgen sagte zu ihr: „Nehmen Sie diesen Spruch bitte rasch wieder weg.“ - „Aber, Herr Regierungsrat, er stimmt doch“, meinte sie. „Ja“, erwiderte Gilgen, „aber wenn das künftig Ihr Arbeitsmotto ist, kommt es nicht gut heraus.“
7. Wären Sie gerne nochmals 20?
Schwierig zu sagen. Ich glaube, ich würde fast alles gleich machen. Wenn jedoch viele 50 plus-Leute sich verjüngen könnten, wäre das zumindest gut für die Finanzierung der AHV.
8. Was würden Sie an Ihrem Leben ändern, wenn Sie könnten?
In gewissen Situationen gelassener regieren.
9. Welches Motto würden Sie der Generation 50plus mit auf den Weg geben?
Nichts mehr machen, heisst rasch alt werden. Aktive und Interessierte bleiben jung. Die geniale Bühnenschauspielerin Therese Giese hat über ihre erfolgreiche Tätigkeit gesagt: „Eigentlich bin ich ein stinkfauler Mensch. Es war alles Interesse.“
10. Was macht Ihnen Freude?
Arbeiten. Etwas bewegen. Wandern. Lesen. Diskutieren. Schreiben. Geniessen. Der Umgang mit unseren beiden Enkeln.
11. Was macht Ihnen Angst?
Ein mögliches Leiden im Alter. Darum versuche ich, gesund zu bleiben.
12. Was ist Ihr grösstes Talent?
Da bin ich noch auf der Suche.
13. Mit wem würden Sie gerne eine Wanderung unternehmen?
Mit Jesus Christus.
14. Mit wem möchten Sie nicht im Lift stecken bleiben?
Egal. Das könnte ich wohl mit allen Leuten überstehen.
15. Glauben Sie ans Schicksal?
Schwierig zu sagen. Ich glaube an das Gute und letztlich ans Paradies.
Hans Fehr (74) liess sich nach der Maturität zum Realschullehrer ausbilden und unterrichtete von 1974 bis 1984 in Flaach und Eglisau. Von 1985 bis 1998 war Fehr Geschäftsführer und Kantonalsekretär der SVP des Kantons Zürich. Von 1998 bis 2010 war er Geschäftsführer der AUNS.
Seine politische Laufbahn begann Fehr als Mitglied der reformierten Kirchenpflege. Von 1982 bis 1986 sass er als Exekutivpolitiker im Gemeinderat von Eglisau. Ab 1991 vertrat Fehr die SVP im Zürcher Kantonsrat. Bei den Schweizer Parlamentswahlen 1995 wurde er in den Nationalrat gewählt und schied 1996 aus der Zürcher Legislative aus. In der Schweizer Armee war Hans Fehr seit 1982 in höheren Funktionen tätig. Seit 2000 hat er den Offizierrang eines Oberstleutnants inne. Bei den Eidgenössischen Wahlen 2015 wurde Fehr abgewählt und schied nach 20-jähriger Mitgliedschaft aus dem Nationalrat aus. Hans Fehr ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Die Fragen stellte Peter Röthlisberger schriftlich.