„Die Liebe in der Lebensmitte ist speziell!“

Fühlt sich Liebe immer gleich an? Die Autorin Andrea Micus meint ‚nein‘ und schreibt deshalb Romane ganz gezielt für Frauen, die Erfahrungen im Gepäck haben.

Sie möchte die Lebenswirklichkeit der Leserinnen treffen und sie dort berühren und begeistern, wo sie sich wiedererkennen können.

Liebe Andrea Micus, wie ist die Idee zur neuen Romanreihe „Die kleine Finca“ entstanden? (Liebe 50+ war ja bei Ihnen bislang eher ein Ratgeber-Thema)
Zu den Romanen bin ich aus eigener „Betroffenheit“ gekommen. Ich habe mich geärgert, dass die Protagonistin in den meisten Romanen im Alter meiner Kinder war. Mir fehlte dabei die Identifikation und da ich schon immer Romane schreiben wollte, habe ich das als Aufhänger für den Einstieg genommen und mir gesagt: ich schreibe jetzt für meine Altersgruppe.

Gestartet bin ich mit zwei Romanen, die auf Teneriffa spielen.

Die kleine Finca liegt dagegen am Mittelmeer, genauer in Gandia, einer kleinen Stadt in der Provinz Valencia. Ich lebe und arbeite seit vielen Jahren dort, in einem rein spanischen Umfeld, und habe deshalb einen guten Einblick in das wirkliche Leben. Es ist eine bezaubernde Gegend, sehr bekannt für seine Orangen, mit freundlichen, offenen Menschen. Das wollte ich aufnehmen. 

Verliebt sein fühlt sich auf den ersten Blick in jedem Alter gleich an … (Kribbeln, Schmetterlinge im Bauch ..)
Ich habe mit 25 Jahren die Freundin meiner Mutter gefragt, ob sich die Liebe mit 50 genauso anfühlt wie mit 20 und war ganz überrascht, als sie das bestätigte. Mittlerweile kann ich es selber beurteilen. Ja, die Gefühle sind gleich, die Schmetterlinge schwirren in jedem Alter fröhlich umher. Aber die Lebenserfahrung ist eben eine andere. Wer sich mit 50 verliebt, hat zwar das pochende Herz einer 20jährigen, aber zugleich 30 Jahre mehr Erfahrung im Kopf. Und so geht es uns allen. Man hat so viel erlebt und weiss, wie sich alles entwickeln kann. Man geniesst zwar das Kribbeln, kann aber die Gefühle auch schnell einordnen. Die rosarote Brille ist Ü50 einfach klarer, was der Liebe jedoch nicht den Zauber nimmt.

Und trotzdem gibt es wichtige Unterschiede. Welche sind das?
Die Lebenswirklichkeit ist komplett anders. Eine junge Frau hört auf ihr Herz und basta. In der Regel sind in dem Alter beide frei und können unbeschwert in ihr Glück starten.  Mit 50 hat man ein Umfeld, das man nicht einfach hinter sich lassen kann: Kinder, Eltern, ein Haus, einen Job, einen über viele Jahre, auch Jahrzehnte, gewachsenen Freundeskreis. Wenn man sich verliebt, sind auf beiden Seiten viele Kompromisse nötig, denn man hat ein gelebtes Leben im Gepäck. Das muss man wissen und genau das spielt auch in meinen Romanen eine Rolle. Und auch die immer wiederkehrenden Fragen: Wieweit darf man das eigene Glück geniessen? Und wann geht es nicht mehr nur um zwei Herzen, die sich finden, sondern auch um das grosse Ganze? Wann muss man ‚nein‘ sagen, weil zu viel im Wege steht? Spannend und garantiert nicht leicht zu entscheiden. Aber man ist eben nicht allein und hat „Mitspieler“.

Die auch bei 50+ mitreden?
Oh ja, gerade die erwachsenen Kinder sehen ganz genau hin, wenn „Mutter“ sich verliebt. Das ist gut gemeint, aber für die betroffenen Frauen nicht immer leicht. Es kommen jede Menge gutgemeinte Ratschläge, oft auch, warum „er“ nun wirklich nicht geht. Dazu melden sich die Freundinnen zu Wort, auch ungefragt, die natürlich alles ganz genau beurteilen können. An so einer Front scheitern auch Beziehungen. Man muss sich den klaren Blick oft ganz gezielt zurückholen.

Gab es von Ihren Leserinnen Anregungen oder den Wunsch nach Protagonistinnen 50+?
Ja, das höre und lese ich nach wie vor häufig und auch mit der Bitte, nicht nur unterhalten zu werden, sondern auch Anregungen für den Alltag zu bekommen. In meinen Romanen kann ich das hervorragend verquicken. Ich schildere in meinen Büchern Situationen, die meine Leserinnen kennen und sie können mitfiebern, welchen Weg die Protagonistin einschlagen wird, sozusagen als lebendige Vorlage.

Mal geht es um die Probleme bei der Online-Partnersuche, mal um den Mutter-Tochter - Konflikt. Im nächsten Buch steht die Suche nach dem Abenteuer im Mittelpunkt und danach der Reiz der Jugendliebe, also alles Themen, die jede Frau in meinem Alter kennt und auf die sie sich Antworten wünscht, in den Büchern bekommt sie die, unterhaltsam und locker.

Was macht es mit der Leserin, wenn die Romanheldin im selben Alter ist?
Sie kann sich besser einfühlen. Kürzlich habe ich einen Film gesehen, in dem eine 60jährige die Hauptrolle hatte. Sie war aufgrund ihres Alters aus dem Job gekickt worden war und musste den Neuanfang probieren. Die Geschichte hat mich gefesselt, denn sie passte zu meiner Lebensrealität. Es gab erwachsene Kinder, das Gefühl, ausrangiert zu sein und nicht mehr gebraucht zu werden, und die Chance, noch einmal ganz neu durchzustarten, weil man das Alter ja auch sehr positiv sehen kann. Wenn man rückkoppeln kann, macht das Lesen viel mehr Spass. Mich hat meine eigene Reaktion bestätigt, weiterzumachen. Im August erscheint Band 2 der Fincareihe, Ende des Jahres Band 3.

Es macht süchtig….

Andrea Micus
JOURNALISTIN UND BUCHAUTORIN

www.andreamicus.de


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